Fantasy ist minderwertig
Oder: Elfen = Spinner = Nerd
and beware of the fucking vampires!
Wer sich in irgendeiner Weise mit dem Genre "Fantasy" auseinander setzt, der ist der Meinung sicher schon begegnet, dass Fantasy nur etwas für heranwachsende Realitätsflüchtlinge ist, die keinen Geschmack haben und von hoher Literatur keine Ahnung haben, dass die Britten an ihren Universitäten Tolkienologie lehren, kann man da leicht als Exzentrik abtun.
Hierarchien von Genren sind mir als Kunsthistorikerin wohlbekannt und dadurch auch recht schnuppe, denn es gibt kaum noch Menschen, die heute meinen würde, dass die Sonnenblumen von van Gogh minderwertiger sind als das Historienbild „Thusnelda im Trumphzug des Germanicus“ von Piloty.
Trotzdem muss ich doch immer wieder feststellen, dass sich mir jemand in den Weg stellt und den Finger mahnend hebt. Ich würde mir mein Hirn mit der Fantasy verkleben. Und als Mitarbeiter einer Community im Bereich Literatur müsse ich doch auch an die Kinder… äh Jugend denken. Ja, genau!
Als ich also recht spät abends die Sendung „Druckfrisch“ sah, in der Denis Scheck zum wiederholten Male die Literatur von Patrick Rothfuss positiv rezensierte freute ich mich vor allem über folgenden Ausspruch:
„Manche Leser können mit solchen Fantasyromanen rein gar nichts anfangen. Das soll vorkommen – mein Gott, es soll dem Vernehmen nach ja sogar Menschen geben, die keine Krimis mögen. Aber manche Menschen begründen ihre literarischen Geschmacksvorlieben mit einer angeblichen Minderwertigkeit von Krimis oder eben Fantasy. Das ist absurd.
Abgesehen von einer vielleicht doch eher kurzlebigen Mode namens bürgerlichem Realismus von noch nicht mal zweihundert Jahren sind in der gut dreitausendjährigen Geschichte der Literatur Erzählungen mit Elfen, Drachen, Riesen, Zwergen und Monstern in der Literatur aber nun mal eher die Regel, denn die Ausnahme. Mir jedenfalls wäre es daher auch viel lieber, in unseren Buchhandlungen anstelle der eigens für Fantasy reservierten Regale spezielle Abteilungen für jene Bücher zu sehen, in denen garantiert keine solchen Phantasiegeschöpfe und keine Zauberei vorkommt: quasi das literarische Pendant zum Nichtschwimmerbecken im Freibad oder der Schonkost für Menschen mit empfindlichen Mägen.“
Ich werde also einen Blick auf die Bücher von Rothfuss werfen und gebe den Leuten, die Fantasy für minderwertig halten, auf den Weg, dass beispielsweise Dürrematt extra das damals als minderwertig bezeichnete Genre „Krimi“ wählte als er Bücher wie „Der Richter und sein Henker“ schuf. Und naja, wie Scheck es ja treffend zum Ausdruck brachte: Werke wie die Edda sind einfach nicht klein zu diskutieren.