...
Die Heimat meines Blogs war gefährdet, jetzt habe ich mir ein Exil aufgebaut. Schön ist es eigentlich hier… Und weil ich die ganze Zeit beim Layout-Basteln an Pflaumenbäume denken muss, von denen Brecht andauernd sprach, hier zuerst auch mal wieder er. Dabei kommt der Name des Blogs aus einem Gedicht von Rilke…
Gedanken über die Dauer des Exils
1
Schlage keinen Nagel in die Wand!
Wirf den Rock auf den Stuhl!
Warum vorsorgen für vier Tage?
Du kehrst morgen zurück.
Lass den Baum ohne Wasser!
Wozu noch einen Baum pflanzen?
Bevor er so hoch wie eine Stufe ist
Gehst du froh weg von hier.
Zieh die Mütze ins Gesicht, wenn die Leute vorbeigehn!
Wozu in einer fremden Grammatik fingern?
Die Nachricht, die dich heimruft
Ist in bekannter Sprache geschrieben.
So wie der Kalk vom Gebälk blättert
(Tue nichts dagegen!)
Wird der Zaun der Gewalt zermorschen
Der an der Grenze aufgerichtet ist
Gegen die Gerechtigkeit.
2
Sieh den Nagel an der Wand, den du eingeschlagen hast:
Wann, glaubst du, wirst du zurückkehren?
Willst du wissen, was du im Innersten glaubst?
Tag um Tag
Arbeitest du für die Befreiung
Sitzend in der Kammer schreibst du:
Willst du wissen, was du von deiner Arbeit hältst?
Sieh den kleinen Kastanienbaum im Eck des Hofes
Zu dem du die Kanne voll Wasser schlepptest.1
1Brecht, Bertolt: Gedanken über die Dauer des Exils, in: Gedichte im Exil. Buckower Elegien. Franfurt a.M. und Leipzig: Insel Verlag 1998, S. 7f.
Gedanken über die Dauer des Exils
1
Schlage keinen Nagel in die Wand!
Wirf den Rock auf den Stuhl!
Warum vorsorgen für vier Tage?
Du kehrst morgen zurück.
Lass den Baum ohne Wasser!
Wozu noch einen Baum pflanzen?
Bevor er so hoch wie eine Stufe ist
Gehst du froh weg von hier.
Zieh die Mütze ins Gesicht, wenn die Leute vorbeigehn!
Wozu in einer fremden Grammatik fingern?
Die Nachricht, die dich heimruft
Ist in bekannter Sprache geschrieben.
So wie der Kalk vom Gebälk blättert
(Tue nichts dagegen!)
Wird der Zaun der Gewalt zermorschen
Der an der Grenze aufgerichtet ist
Gegen die Gerechtigkeit.
2
Sieh den Nagel an der Wand, den du eingeschlagen hast:
Wann, glaubst du, wirst du zurückkehren?
Willst du wissen, was du im Innersten glaubst?
Tag um Tag
Arbeitest du für die Befreiung
Sitzend in der Kammer schreibst du:
Willst du wissen, was du von deiner Arbeit hältst?
Sieh den kleinen Kastanienbaum im Eck des Hofes
Zu dem du die Kanne voll Wasser schlepptest.1
1Brecht, Bertolt: Gedanken über die Dauer des Exils, in: Gedichte im Exil. Buckower Elegien. Franfurt a.M. und Leipzig: Insel Verlag 1998, S. 7f.
AiHua - 12. Mai, 00:07
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