entartet
Alles hängt sich an diesem Wort auf. Für mich eher eine Enttäuschung. Das man über diese unsägliche Rede in den Medien berichtet, eine Diskussion aufkommt, finde ich wünschenswert, dass man sich allerdings nur über Nazivokabular aufregt finde ich traurig.
Streichen wir das mit der „entarteten Kunst“ hat er etwas gesagt, was verständlich für einen aus dem Metier Religion ist, was aber in letzter Zeit insgesamt viel Gewicht beigemessen wurde. Sei es die Wertedebatte oder aber die Panik vor der Islamisierung.
Hat sich doch der Erzbischof dafür ausgesprochen, dass Kunst nur gute Kunst sei, wenn sie religiös (also christlich in diesem Falle) sei, also zur Anbetung diene. Später versucht er es zu erklären und meint, dass er doch nur sagen wollte, dass Kunst und Kultur zwingend zusammen gehöre. Der geneigte Leser und Beobachter der Sache wird gemerkt haben, dass er Religion und Kultur damit gleichgesetzt hat. Wie gesagt, für einen Kleriker verständlich, dass er damit aber ziemlich überkommen ist, scheint erstmal klar, aber hätte er das kleine Wort „entartet“ nicht gebraucht, hätten womöglich einige ihm zugestimmt. Denn schließlich forderten und fordern einige, dass doch unsere Kultur die Christliche sei unsere Moralvorstellungen sich allein auf das Christentum stützen würde. Und somit unsere Kultur durch den Islam bedroht sei.
Bei diesen Diskussionen habe ich mich schon immer gefragt, ob die Leute eigentlich unser Grundgesetz, unsere Verfassung, die Statuten unserer Republik eigentlich wirklich verinnerlicht haben. Denn schließlich ist jedem seine Religion freigestellt und auch schon mal unsere Politik sollte frei von der Religion sein.
Aber im Zuge dieser Diskussionen fühlte sich vielleicht die Kirche erstarkt, vielleicht aber auch nur in die Enge getrieben, so dass sie sich mal wieder vorwagt, es gibt ja auch einige Äußerungen vom Papst (ihr wisst schon, der Typ, der letztens in Österreich im Regen stand).
Ich würde mir bei einer Diskussion über diese dumme Rede lieber wünschen, dass man feststellt was die Kirche derzeit versucht, dass womöglich einige Denkanstöße geliefert werden was eigentlich Kultur ist und ob in unserer Kultur eigentlich Religion zwingend mit Kultur gleichzusetzen ist und ob in dieser Gleichsetzung nicht eine wirklich fürchterliche Bedrohung unserer eigentlich heutigen Kultur liegt.
Aber leider schallt einem nur die Klage über das „Naziwort“ entgegen. Und dabei fordern manche den Rücktritt des Herrn. Er sei nicht tragbar sagen Stimmen aus der Politik. Würden das Stimmen aus der Kirche sagen (welcher auch immer, bestenfalls aber die Katholische), so aber geben Politiker einem Kardinal politische Macht, die er eigentlich nicht haben sollte.