Mittwoch, 7. Juli 2010
Und ich habe vier Betten und Du?
26.06.2010
Ich mag Kinder, ich mag vielleicht auch dieses, aber es gibt doch den einen oder anderen (zugegebener Maßen sehr großen Aspekt), den ich an diesem ganz besonderen und auch speziellen Kind nicht mag. Das ging mir durch den Dämmerzustand, auch Stasis genannt, den ich bei längeren Autofahrten seit meiner frühsten Kindheit einzunehmen pflege. Ich werfe den einen oder anderen Blick hinaus und erfreue mich am Gras, wenn es Bäume gibt, sind sie längst geneigt. Das Kind quasselt und stößt mir alle zwei Minuten, vollkommen unabsichtlich, aber durchaus auch enervierend in meine Seite. Ich versenke mich tiefer in meine Stasis.
Ganz unauffällig schiebt MEE den Kindersitz, den mein Stiefvater mit Maßband in der Mitte der Sitzbank tariert hat zu mir. Ich schiebe das Kind nicht zurück, da sie noch eine riesige Tasche auf ihrem Schoß hat.
Einen halben, sehr meditativen Tag später fahren wir durch die Heidedünen. Es sieht aus, wie die Heide in der ich aufgewachsen bin. Tja, auch ganz schön. Nur die Möwen und die vielen dänischen Flaggen weichen eine kleine Spur von der Lüneburgerheide ab. Das und das Rauschen des Meeres.
Nachdem sich alle wie gewohnt durch das Haus bewegt haben, festgestellt haben, dass Endreinigung mal gar nichts bedeutet, die Betten furchtbar sind und man die Hinterlassenschaften des Vormieters kommentieren kann, stellt MEE fest: „Ai Hua, Du musst im Stockbett schlafen.“ – „Jo“, entgegne ich, und blicke in mein Zimmer, welches von zwei Stockbetten und einem alten, in Holzfurnieroptik, Fernseher beherrscht wird. Es ist ansonsten ein recht hübsches Zimmer. Ich beziehe die kleinen Kindermatratzen, bis auf eine, benutze sie als Sofa und Dünenausguckstation und Bett und erinnere mich an den letzten Urlaub im Stockbett. Zwei Jahre ist es her. Ich schlief im Wohnwagen oben und Du unten, weißt Du es noch? Ich hatte neben mir ein Fenster, welches ich ganz aufklappen konnte und dann so mit den Beinen draußen baumelnd sitzen konnte. Draußen war alles voller weißen Sandes, fast wie hier. Aber Du bist nicht hier!
Don’t you know
Love is stronger than Jesus
Don’t you know
Love can kill anyone
Als Erstes packe ich aus, sortiere die Bücher unter den Tisch, der in Wirklichkeit ein wackliger, überall abgerundeter Stuhl ist. Und noch bevor ich die Spinnen aus dem Zimmer geleite, noch bevor ich die Bettdecken bezog lese ich. Sechs Bücher könnten arg knapp werden. Hätte ich mir doch das eine oder andere Buch mehr mitgenommen. Es ist schön Zeit zu haben über diese Belanglosigkeit nachzudenken.