Die 22 oder die Erinnerung anderer
Der Schnee fällt, leicht, tupfig. Eine Welt wie in einer Schneekugel. Und ich drehe sie, stelle das Oberste zuunterst und blicke auf die Flocken. Der Blick in die schneeverhangene Kristalkugel in einer Vergangenheit, die ich gar nicht mehr greifen kann. Und doch versuche ich es jedes Jahr wieder, mit den Jahren vorsichtiger, denn ich habe gelernt, dass Trauer einen hinterrücks erschlägt.
Aber ich sehe nur in den Schnee und sehe Dich nicht. Ich höre nicht Dein Lachen und auch nicht Deine Lieder. Ich könnte einen Steckbrif für Dich erstellen, aber weiß ich das von Dir, von Beobachtungen, die ich selbst angestellt habe? Wohl kaum.
Wenn ich mir die Haare kämme, dann fallen die Strähnen auf die gleiche Weise in mein Gesicht wie es bei Dir war. Beim Blick in den Spiegel sehe ich diese ganzen fremden Einzelteile. Ich wurde wie ein Phantombild erstellt aus lauter Einzelteilen von Dir. Und trotzdem sagt mir das alles nichts und ich halte mich an Erinnerungen fest, die vielleicht nie die meinen waren.
Vermiss ich Dich? Wohl kaum.
Vielleicht ist es Sehnsucht.