nochmals Rilke
Ja, wenn man Zeilen aus ihrem Kontext reißt, dann können sie plötzlich ein ganz anderes Bild abgeben. Das rufe ich mir mal selbst ins Gedächtnis und gebe das ganze Gedicht wieder, nach dem mein Blog seinen Namen hat.
Rilke hat es in seinem Stundenbuch veröffentlicht, welches schon durch diesen Namen in den christlichen Kontext gebracht wird und auch durch die Einordnungen der drei Bücher: Vom Mönchischen Leben, Von Der Pilgerschaft und Von der Armut Und Vom Tod. Das Gedicht wurde aber auch an seine damalige Geliebte Lou Andreas-Salomé verfasst. „In zahlreichen Gedichten Rilkes findet sich ein Echo dieser Begegnung, oftmals im Ton einer fast religiösen Anbetung“,[1] dieses Gedicht soll ein Beispiel dafür darstellen.
LÖSCH mir die Augen aus: ich kann dich sehen,
wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören,
und ohne Füße kann ich zu dir gehn,
und ohne Mund noch kann ich dich beschwören.
Brich mir die Arme ab, ich fasse dich
Mit meinem Herzen wie mit einer Hand,
halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,
und wirfst du in mein Hirn den Brand,
so wird ich dich auf meinem Blute tragen.
[1] Aufsatz zu Andreas-Salomé, Lou. Microsoft® Encarta® Enzyklopädie Professional 2003 © 1993-2002 Microsoft Corporation.