Griechische Zahnärzte und meine Freizeit
Für 1 ½ Wochen habe ich also die Wohnung für mich, alles einteilen wie ich will, alles machen was ich will und überhaupt. Hm, eigentlich wie immer, nur dass mein fanatischer Lebensgefährte nicht da ist. Mit ihm alle möglichen Gitarren, Aufnahmeschnickschnack und Kabellage, was so ein musikvernarrter Mensch eben in seinem Urlaub braucht, ach ja, seine beiden Computer natürlich auch, weil man muss ja aufnehmen. Der Platz ist also nicht dadurch bedingt, dass mein Freund weg ist, nein, sondern weil er mit all seinem Krempel verreist ist.
Und was ist? Ich beiße mir an meinem Essen ein Stück von einem Zahn aus, natürlich an einem Freitag um 15 Uhr. Die drei Ärzte, die ich anrufe um womöglich gleich am Montag dran zu kommen, wenn es nicht zu vermessen wäre… was schreibe ich, eigentlich hätte es mir klar sein können, dass Ärzte an einem Freitag nicht noch um 15 Uhr in ihrer Praxis ausharren.
Es tut zwar nichts weh, aber ätzend ist es trotzdem. Ist ja nicht so, als würde ich der Dinge entspannt entgegen sehen. Ich hätte es also gerne so schnell wie möglich hinter mir. Und ich würde es überhaupt mal gerne jemanden erzählen. Ich würde gerne sagen, „Mensch, hör mal, das finde ich nicht gut.“
Ja, so in etwa, würde ich anfangen und hätte auch nicht mehr zu sagen. Außer vielleicht dass ich ja einer dieser Menschen bin, die diese Träume haben, in denen extrem realistisch (na ja, eigentlich überhaupt nicht, aber in den Momenten glaube ich es) meine Zähne auseinander brechen, einfach ausfallen oder so was in der Art. Manche Analytiker reden gerne davon, dass das ja Todesängste seien, denn ohne Zähne war man ja vor Ewigkeiten gar nichts und Traumdeuter einer anderen Richtung reden auch vom nahen Tod. Gut, ich bin danach noch nie gestorben und Analytiker finde ich meistens doof.
Aber zurück zu den Anrufen bei den Zahnärzten. Mein eigentlicher Zahnarzt, also auch meine erste Anlaufstelle ist einer der vielen Grieche in dieser Gegend und wohnt und arbeitet gleich gegenüber von mir. Man weiß genau welche der Balkone ihm gehören, denn die sind voller Pflanzen. Er liebt Pflanzen, Pflanzen und Jazz und Zigaretten… und wenn ich es recht bedenke, seine Arbeit wohl auch.
Er ist meistens allein in der Praxis, hängt einem also den Kopf schräg haltend den Sauger lässig in den Mundwinkel und hört dabei laut Jazz. Er ist recht jung und wirklich nett, auch wenn ich sagen kann, dass ich höchst erschreckt war, als er einen Wutanfall bekam, weil ein Bohreraufsatz nicht funktionierte und diesen quer durch das Zimmer warf, kurz darauf lächelte er mich an und war wie vorher. Er war aber auch unter großen Stress, denn zwei Leute warteten in seinem Wartezimmer, etwas was er nicht leiden kann, wenn Patienten warten müssen. Dabei konnte er da überhaupt nichts für, der eine war ein Schmerzpatient und der andere Patient war eine Frau, die nach seinem Worten wohl immer eine Stunde vor ihrem Termin kam, damit sie auch nicht zu spät sein könne… Ich denke mal, deshalb hat er auch sein sowieso schon kleines Wartezimmer auch halb mit einem Dschungel von Topfpflanzen bevölkert.
Aber jetzt wirklich zurück zum Anruf, nach einem großen Rauschen kam seine Stimme, mit leicht jazzigem Hintergrund und teilte mir mit, dass ich außerhalb der Sprechzeiten angerufen habe und rasselte dann mit seinem netten Akzent seine Zeiten runter, wobei ich sie mir notierte, aber sie ergeben einfach keinen Sinn. Jedenfalls kann ich sie nicht glauben, nämlich:
Mo: 09 – 12 Uhr
Di –Fr: 15 – 18 Uhr
Ich weiß, dass dieser Mensch mehr arbeitet und dazwischen nicht nur seine Pflanzen bei gepflegter Jazzmusik pflegt und dabei Massen von Zigaretten verqualmt.
Ja, das war also ein Teil meines Freitags.
Juckende Nasen sollen ja auch immer so Sinnbilder für alles mögliche sein, dabei jucken mir nur Nase und Ohr, wenn ich wieder die falsche Sorte Haferflocken erwischt habe ;-)
Und was Betäubungen angeht, eine wirkt bei mir nicht, mehr gesagt anscheinend reagiere ich dadurch allergisch darauf, dass sie bei mir nicht wirkt... irgendwie so. Das hat man mir als Kind auch nicht geglaubt ("Das tut nicht weh, du spürst nur, dass ich daran arbeite"). Allerdings glauben sie einem auch nicht, wenn man erwachsen ist, bei einer lokalen Betäubung bei der Entfernung eines Tumors haben sie das meinem Bruder auch nicht geglaubt.
Vielleicht sollten meine Familienmitglieder insgesamt Akkupressur erlernen?
Bah, Schmerzen. Ich bin eine echte Memme was Schmerzen anbelangt. Zum großen Teil eben, dass Betäubungen bei mir nicht wirken...
Hoffe dass diese Szenerie Dir vor Ewigkeiten passiert ist!