Belgien ist tot, es lebe Belgien
Belgien gibt es nicht mehr. Zur besten Sendezeit wurde auf einem französischsprachigen Sender in Belgien das Programm unterbrochen und in sehr glaubwürdigen und ernsten Ton und mit gut gemachten Filmaufnahmen erklärt, Belgien nun Geschichte sei. Der König sei zurückgetreten und die Flamen hätten endlich ihren Teil, wobei schon geschildert wurde, wie die Zukunft schon allein im praktischen Alltagsleben aussehe. Trams würden an der Grenze anhalten, weil dafür ein anderes Verkehrsnetz zuständig sei und was es eben sonst noch so Erfreuliches gibt.
Die meisten Belgier glaubten was sie sahen, bekamen Angst, waren unglücklich oder machten schon mal den Champus auf, je nach politischer Ausrichtung.
Der Sender wollte damit eine Diskussion lostreten und hat sich dabei einem sehr drastischen Mittel bedient, welches auch gut gelungen ist, ein Anzeichen dafür ist, dass zeitweilig wegen Überlastung das Telefonnetz ausfiel.
Interessant an der Sache finde ich nicht nur, dass es schon mal diskussionswürdig ist, ob Journalisten so was dürfen, sondern auch, dass sich der Sender an Orson Welles Radiosendung orientiert haben muss. 1938 brachte er mit seinem Team ein Halloween-Special heraus und obwohl am Anfang gesagt wurde, dass alles Fiktion sei (was ja auch in Belgien bald nach Einsetzen der Sondersendung passierte) wurde eine Massenpanik (wobei man heute die Zahlen immer mehr abschwächt hat es eben doch gereicht viele Menschen zu erreichen) ausgelöst. Damals wurde den Menschen suggeriert, dass der Planet einer Invasion von Marsianern ausgeliefert wurde, bei den Belgiern war es der Sturz des alten Staatsgefüges. So unheimlich glaubwürdig erschien es den Belgiern, weil diese Nachricht eben gar nicht so fern ihrer Wirklichkeit ist. Belgien sitzt zwar nicht auf einem Pulverfass, aber die politische Lage ist seit jeher gespalten und prekär. Darum verurteilen auch viele Das Benehmen des Senders, allerdings haben sie mit ihrer Sondersetzung tatsächlich mehrere Dinge dargestellt, die für beide Seiten Pro und Contra aufstellten und dabei schon nur gezeigt, dass eine offene Diskussion womöglich einige Ammenmärchen, Traumvorstellungen aus dem Weg räumen würde… Quelle beispielsweise)