Mittwoch, 10. Oktober 2007

wie so oft

Eva Hermann kann man wahrscheinlich sowieso nicht überzeugen (wer es nicht im Fernsehen verfolgt hat: hier und hier), doch die Leute, die beispielsweise in Fulda geklatscht haben, oder meinen, dass insgesamt Hermann doch was ganz Richtiges sagt, die sollten sich mal Koops Buch Dem Führer ein Kind schenken zur Brust nehmen, anstatt vom Glück des Stillens zu schwärmen.
Ganz entgegen der Verherrlichung der Familienpolitik der Nazis sagt dort eine der vielen Quellen aus:
"Die Würde von Frau und Mann, besonders der Frau, spielte für die Nationalsozialisten keine Rolle, sie brauchten Kinder und nochmals Kinder" (zit. hiernach).
Wobei ja Äußerungen Hermanns wahrscheinlich doch so verstanden werden können, dass sie sich tatsächlich als "Hüterin unserer Art und Rasse" (ebenfalls nach oben genannter Quelle) ansieht. Ich weiß nicht, wie in ihrem Hirn der Begriff der Rasse, klar bei ihr durch "unsere Nation" oder schlicht "wir", überleben konnte. Ein Konstrukt, welches nach der Naziideologie nicht haltbar ist und nach dem Eva-Prinzip wahrscheinlich noch viel weniger. Denn entweder sie bleibt schwammig oder vermischt Kultur mit Genmaterial...
Hermann ist so ätzend, dass ich mich an sich längst nicht mehr mit ihr belasten möchte, aber Hermann gibt eben die Chance über Dinge zu reden die nicht nur in dem Kopf der ehemaligen NDR-Modratorin schwelen. Und es ist wichtig da einiges zurecht zurücken.
Der Nazizeit verdanken wir nichts, außer vielleicht das Wissen um die Möglichkeit der menschlichen Bosheit. Wie andere es schrieben, wenn nicht vorher, so hat eindeutig in dieser Zeit die Menschheit ihre Unschuld verloren.

Galahad - 10. Okt, 17:50

hm... die Dame ist sogar hier inzwischen bekannt - eigentlich nicht verwunderlich.

AiHua - 11. Okt, 00:35

Hach herje, dann hat das sogar so weite Kreise gezogen... aber stimmt, an sich nicht soo verwunderlich.
tinius - 10. Okt, 19:18

Aihua : d'accord. LG tinius

melek - 10. Okt, 19:21

hehe super

hab heut schon so viele blogs über die herman gelesen...immerhin sorgt sie mit bravour für gesprächsstoff :)
mir fiel letztendlich auch nicht mehr viel dazu ein. meine haltung ihr gegenüber wurde nur bestätigt: ich mag sie einfach nicht!
grüße!

AiHua - 11. Okt, 00:36

Ja, habe es mir gerade durchgelesen. An einem gewissen Punkt ist man auch erstmal sprachlos... immer mal wieder.
Batou - 11. Okt, 04:09

Sich über das Dummchen aufzuregen, ist reine Zeitverschwendung. Ansonsten sag's mit Broder: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,510511,00.html

sjAlfur - 11. Okt, 09:01

Der Artikel ist gut, zumindest Welten besser als das, was bisher darüber in der Presse geschrieben wurde.

[Auch wenn ich denke, dass das für den Artikel an sich gilt. Wenn man den im Zusammenhang mit einigen anderen Äußerungen des Autoren sieht, muss man da etwas differenzieren.]

k-fee - 11. Okt, 09:37

Der Artikel trifft ungefähr fast das, was ich während dem Spektakel gedacht habe.

Spätestens in zwei Wochen ist das Thema vergessen.Es sei denn die Medien haben nichts anderes zu berichten.

Gefragt habe ich mich allerdings, wer die Frau mit dem roten Schal war? Ah Frau Schreinemakers...
Ich hoffe, dass da kein Comeback folgt.
sjAlfur - 11. Okt, 09:59

den selben gedanken hatte ich bei schreinemakers auch... vor allem habe ich mich gewundert, dass ich sie selbstständig (und ohne internet...) erkannt habe...
k-fee - 11. Okt, 10:34

ich stand auf dem schlauch.brauchte also wirklich das internet ,um zu wissen, wer diese person eigentlich überhaupt ist.
aufgefallen ist sie mir wegen ihrem daneben benehmen. dachte mir, dass solche personen das nur tun, um sich selbst ins bessere licht zu rücken.
AiHua - 11. Okt, 12:35

Danke für den Artikel, den hatte ich noch nicht gelesen.
To01 - 11. Okt, 09:32

oh, ich kann die gute frau durchaus verstehen, da würde jeder ins rudern kommen, wenn man mal sagt, was durchaus in den köpfen der deutschen bevölkerung gedacht wird, aber keiner sich laut zu sagen wagt. wir haben ein problem mit familie, mit nachwuchs, mit der mutterrolle und - so zeigt zumindest diese heiden diskussion darum - mit nationalbewußtsein und das ist, mit verlaub, peinlich.

sjAlfur - 11. Okt, 09:58

pssst! nicht so laut, du vergisst die kollektivschuld!

nein, ernsthaft: das problem ist, dass solche themen in der öffentlichkeit gerne von leuten angesprochen werden, die tatsächlich einen an der waffel haben. zumindest stellenweise. eine diskussion über das ansehen der familie ist sicher wichtig, aber die art und weise, wie frau herman ihre inhalte propagiert sorgt leider dafür, dass genau diese debatte vergessen wird, weil man sich viel medienwirksamer an nazi-vergleichen aufhängen kann.
das liegt aber meiner meinung nach auch daran, dass viele leute in der öffentlichkeit, die wirklich wichtige beiträge leisten könnten, bei solchen themen eher ihren mund halten, weil sie sich sonst ohne es zu wollen in einer ecke mit herman, möllemann oder der csu-leitkultur wiederfinden.
ich glaube, das problem dabei ist, dass es in der mediengeprägten öffentlichkeit eine reizwort-allergie gibt. bestimmte themen im zusammenhang mit bestimmten begrifflichkeiten führen zum medialen ausschlag.

eva hermans argumente hätte man sachlich diskutieren können (denn - ganz ehrlich - weit unter dem niveau von kerner sendung ist sie nicht), und auch braunes gedankengut, sofern es das gibt (ich habe die bücher nicht gelesen, deshalb gebe ich dazu kein urteil ab), hätte man sachlich ablehnen können (und müssen). stattdessen wird in einer sendung unter dem thema "die rolle von mann und frau" (sinngemäß, jedenfalls) erstmal nur über ein zitat diskutiert, dass an stoiberschem syntax krankt und deshalb eine aussage reingedeutet wird, die sich nur an diesem zitat nicht belegen lässt. vor allem wenn sie erklärt, wie sie das gemeint hat. aber es zählt eben immer die aussage, nie die meinung, das ist ein problem.

so wie es jetzt gelaufen ist, war das ganze keine debatte sondern abendunterhaltung. das einzige, was sich daran wirklich gezeigt hat ist, wie die mechanismen in der medienwelt laufen.

[wobei ich amüsant fand, dass eva herman selber nach eigener aussage jetzt erst gemerkt hat, wie das mit den medien so läuft... wasmacht sie nochmal beruflich...?]

To01 - 11. Okt, 10:27

ja, die kollektivschuld verdränge ich ganz gerne.

reizwortallergie buzzing hin und her, es muß doch mal möglich sein, von familienpolitik reden zu können und nicht die kindergelderhöhung zu meinen. das interessiert keinen.

du hast recht, schwieriges terrain für einen der es versuchen sollte, insofern kann ich frau herman auch verstehen, es ist eines für die eitle medienlandschaft zu arbeiten, teil des ewig lächelnden apparates zu sein | opfer dessen, wobei sie sich durch ihre unformulierten reden auch ein gutes stück selbst dort hingestellt.

schade um des themas willen.
sjAlfur - 11. Okt, 11:24

und man darf nicht vergessen, dass einige ihrer argumentationen durchaus zumindest auf nationalistische aspekte hinauslaufen (ich spreche nicht von nationalsozialistisch), die man doch zumindest etwas eingehender infrage stellen sollte.

ich halte die grundsätzliche diskussion für wichtig, aber gerade eva herman ist eher ein schlechtes beispiel, denn auch wenn ihr jetzt die medien vielleicht nicht ganz sauber mitgespielt haben, weiß sie diese ja ganz gezielt zu nutzen - die kenntnis muss sie einfach gehabt haben, in welche richtung sich sowas entwickeln kann. ich unterstelle ihr dabei schon gezielt verkaufsfördernde provokation. ob sie in die braune ecke wollte, weiß ich nicht, auch wenn berichte über nur auf druck des arbeitgebers abgesagte vorlesungen bei der FPÖ zumindest in die rechtspopulistische ecke deuten, aber dass sie es ganz klar auf öffentlichkeitspräsenz zur veröffentlichung ihres buches abgesehen hat, denke ich schon. vor allem... ganz ehrlich, wer lässt sich auf einen auftritt bei kerner ein, der nur sachlich diskutieren will? eigentlich keiner, es sei denn, er ist koch...

letztlich leidet das thema, und ich denkedaran sind die medien ebenso schuld wie die autorin. und aus genau diesem grund nehme ich ihr den heeren gedanken, auf die familienmissstände hinzuweisen, auch nicht so ganz ab.

trotzdem sollte es im GEZ-gesponsorten bildungsfernsehen möglich sein, bei einem solchen thema auseinanderzuhalten, was nationalistisch und was nationalsozialistisch ist. ersteres hat seine wurzeln nämlich an einem anderen ort und ist als diskussion vielleicht viel wichtiger, denn dass deutschland nochmal unter das banner der klassischen nazis fällt, halte ich bei aller gefahr in dem ausmaße für unwahrscheinlich. die mehrheit findet auf der straße prügelnde faschos nicht sympathisch. aber dass der nationalistische gedanke und übertriebener konservativismus die oberhand gewinnen, das halte ich für denkbar und für mindestens ebenso gefährlich. und darüber wird eigentlich gar nicht so sehr geredet. es wäre einfach schonmal interessant gewesen, hätte der am rande des publikums sitzende professor anstatt des anklageführenden sidekicks mal wirklich den geschichtsprof gegeben und erklärt, woher diese gedanken eigentlich kommen. dass sich frau herman auf gedankengut stützt, das weit vor den nazis entstand, auf das sich diese aber auch stützten. und dann darf man anfangen, vergleiche zu ziehen...

AiHua - 11. Okt, 12:50

Ich unterstelle ihr auch, wenn auch nicht in diesem besagten Zitat, denn das verstehe ich ganz ernsthaft nicht, dass sie -und zwar ganz bewusst- Schlagworte aus der Naziideologie benutzt hat. Und zwar als Werbemaschinerie. Das sie damit nicht als Nazi dastehen wollte, glaube ich ihr schon. Aber wer ganz wörtlich "die Frau als Hüterin dre Familie" nur so um sich schmeißt und ähnliches, muss sich auch den Vergleich gefallen lassen. Schließlich hat sie den Vergleich noch nicht mal nur mit diesen Schlagworten, sondern mit eigen Vergleichen herangezogen. Das allerdings die Medien nicht wirklich immer (meistens) richtig die Diskussion geführt haben, kann man eigentlich sehr gut an der Show von Kerner sehen.
Man wollte sie schon längst für etwas abklatschen, hat es aber anscheinend nie so richtig geschafft und zieht dann etwas heran um das nachzuholen. Irgendwie so.
In der Sendung hat sie Äußerungen gebracht, über die man hätte reden müssen, es aber unterlassen hat. Denn Hermann ist äußerst schwammig, so dass man viel in ihre Äußerungen sehen kann, was womöglich nicht da ist. Ich unterstelle ihr, dass sie das extra macht, um mehr Leute anzusprechen. Beispielsweise spricht sie davon die Werte hoch zu halten. Welche Werte, sagt sie kaum. So, als würde es einen festen Kanon von Werten geben, die alle Menschen gleich sehen. Genauso mit ihrer Definition von Familie, da bleibt sie auch in den meisten Aussagen schwammig, so dass erstmals Familien, oder Menschen die für eine familienfreundlichere Politik wären, erstmal angesprochen werden könnten. Und dann auch noch ihre liebe Behauptung, mit der sie ja auch wahrlich nicht alleine dasteht, dass die Deutschen aussterben. Was meint die mit Deutschen? Ich weiß es wirklich nicht. Bin ich beispielsweise für sie eine Verunreinigung? Und darüber müsste man doch viel eher reden, als über ein total verqueres Zitat. So könnte man sie ja fast wieder als Opfer hinstellen. Die Diskussion, die nötig wäre, ist nicht geführt worden.
asa5000 - 11. Okt, 15:06

Das doofe ist, dass die so doof ist. Wäre sie ein wenig gewitzter, würde sie durchaus ihre Argumente anbringen können, aber die Frau ist sowas von selbstverliebt, dass sie gar nicht merkt, wenn sie in die Rhetorikfalle tappt und dabei doll polarisiert...

Unabhängig davon, unbedingt der Meinung von AiHua.

Schlimm ist, mit der (irgendwie abgesprochenen Show) kann die sich durchaus zur Martyrerin machen... *örgs*

T. Aschenlampe - 12. Okt, 00:19

Eins zeigt dieses Ereignis auf alle Fälle: Die Herman hat ein abgründiges Thema berührt, über das sich aber offenbar nicht vernünftig diskutieren lässt (auch hier im Blog wird ja das Thema nicht erörtert, sondern das Spektakel seziert, das eine überforderte, aber nicht erfolglose Meinungsschauspielerin inszeniert hat.) Da wäre ja nun mal interessant, warum man über die emotionale Dimension der Mutterrolle oft nicht so reden kann, dass nicht gleich jeder romantische Aspekt braun und jeder emanzipatorische Aspekt lila zu oszillieren beginnt und die Emotionen dabei unkontrollierbar hochkochen? Warum erleben viele Mütter einen schmerzhaften Spagat zwischen Kindfürsorge und Selbstverwirklichung, warum versagen viele Väter dabei als Unterstützer ihrer Frauen? Welche Rolle spielen dabei unreflektierte und schwer vermittelbare Erwartungen, die Männer und Frauen an einander stellen? Und scheitern nicht genau daran viele Eltern mit der Folge der Trennung?
Eigentlich hochspannende Fragen. Plausible Antworten darauf zu finden, wäre ja ein Fortschritt. Komisch, dass an dem so wenig Interesse besteht.

AiHua - 17. Okt, 01:44

Genau, dass das die wirklich spannenden Fragen sind, scheinen ja eigentlich viele so zu sehen. Aber offensichtlich ist es ein sehr schwieriges Thema, denn es gleitet meistens zu einer oberflächlichen Schlammschlacht ab.
Als ich mir nochmals im Internet den Zusammenschnitt der Sendung angeguckt habe, war das zuerst ja sogar das Thema der Sendung. Wo steht die Frau, wo der Mann, wo die Familie... gestern, heute... so in der Art. Allerdings wurde das so gut wie gar nicht angesprochen.
Und ja klar, hier eigentlich auch nicht. Tatsächlich ging es mir um das Analysieren. Antworten habe ich dafür kaum.

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