gewaltige Leichtigkeit
100 Jahre und Oscar Niemeyer baut weiter. Bestimmt sieht man die Veränderung und sei es im Alter vom porösem Skizzenpapier, doch die Art der Zeichnung seiner Entwürfe sieht gleich aus. Seine Entwürfe „tropisch“ und seine Meinung recht tolerant. Vielleicht vor allem, weil er seine Ruhe haben wollte und die doch eigentlich verwandt sein müssenden Betonbauten von Gropius und den anderen Bauhäuslern schrecklich fand. Andersrum übrigens auch, ganz entschieden sogar.
Nach zwei Jahrzehnten flammte das Interesse für die Moderne wieder auf, für die Villen mit ihren schlanken Piloten neben Palmen, und erst recht, wenn eine der zentralen Personen auch noch lebt und seine Sterblichkeit durch einen Geburtstag offensichtlich wird.
Seine Arbeit teilweise wahnsinnig, genau wie schon der Grundgedanke eines Stadtbaus, nicht etwa auf „grüner Wiese“ wie so manche andere Hauptstadt, sondern mitten in der wildesten, unerreichbaren Wildnis. Aber nicht nur der damals junge Architekt glaubte daran, nicht nur sein Auftraggeber, sondern nahezu das ganze Land träumte den Traum: Brasilia.
Sein Zeichenduktus hat sich vielleicht nicht verändert und auch sein kommunistischer Gedanke schwelt in der auf jeden Fall klassisch modern geprägten Architektur weiter, aber da ist eine Entwicklung. Niemeyer spürt die Zeit. Und wenn uns vieles pompös aufgeladen erscheint, dann ist es das vielleicht auch. Vielleicht ist gerade darum unser Interesse wieder so gestiegen an solchen Bauten. Oder vielleicht sind sie gar nicht widersinnig aufgeblasen, sondern wirklich durch ein Ideal voller Größe (auch wenn man natürlich bei einer Architektur für eine Badelandschaft zynisch werden könnte).
Man kann es sehen wie man will. Seine Architektur wagt es immer noch zu träumen, mehr gesagt wagt zu versuchen den Träumen Festigkeit zu geben. Auch wenn sie sich zum Teil später als all zu menschlich unmenschlich erweisen.