mehrLicht - 17. Nov, 00:40
Inszenieren hilft erkennen. einen fall, eine situation, eine ordnung, ein chaos, eine unmöglichkeit, einen fakt, eine rolle, einen charakter schaffen, um in Schichten vorzustoßen, die Pilz die Knie schlackern lassen? Es ist die menschliche Existenz, die bei Schlingensief immer eine herausragende Rolle gespielt hat. Dass seine Stücke, Aussagen, Botschaften stets weit über das hinausgehen, was ein "normaler" Regisseur beim Setzen der Figürchen auf der Bühne tut, ist bekannt, die Außen-Innen-Verbindung war bei ihm immer extrem, egal, ob er Wagner inszenierte oder Happenings in Fußgängerzonen. Die Konsequenz liegt da im Nie-Sicher-Sein, in ständigen Polaritäten und birgt eine enorme Energie. Und richtig, freigelegt in dieser Selbstspiegelung ist es wohl das Brutalste, was man sich im Theater vorstellen kann. Wie armselig rtl-zwei-haft wirkt dann ein nackter Lear in Düsseldorf oder der Fliegende Holländer der Schlachthöfe in Leipzig...
AiHua - 18. Nov, 17:46
Die ganzen nackten Schauspieler in ihren Kunstblut finde ich auch meist eher ermüdend. Ist aber nicht so, als hätte nicht auch Schlingensief so manche Sauerei auf der Bühne angestellt...
mehrLicht - 18. Nov, 21:00
und noch ein Wort zu den Sauereien: jeder Regisseur mag mich nun killen, aber ich finde eben, das das "Müssen" in einer Schlingensief-Sauerei viel deutlicher ausgeprägt ist als in Blutbeutelkarnevalsaktionen anderer Regieheinis. Das "nichtanderskönnen" ist aber wohl etwas, was sich jenseits aller Objektivität über den Bühnenrand mitteilt, und ganz sicher auch nicht jedem.