Von Frühlingslämmern und alten Schafen
Der Zug fährt an sanfthügligen Weiden vorbei. Auf ihnen sind die ersten Frühlingskälber, braun, in die Sonne glänzt ihr junges Fell.
Ich erinnere mich an die Zeit im Winter, während unsere Füße langsam zu Eis wurden, spalteten wir am Morgen Holz und stapelten es die Außenwände der Gartenschuppens hoch und unterhielten uns. Was wir am Abend zuvor im Fernsehen gesehen hatten, wobei S., ein blonder Junge mit Intellektuellenbrille die Geschichten am besten nacherzählen konnte, herrlich banale Gerüchte, Scherze, und Wünsche, die man sich zuwarf, während die Luft nach harzigen Holz und frisch gefallenen Schnee roch. Und H. erzählte von seinen Schafen, wie viel Wolle sie ihm eingebracht hatten und wie viele Frühlingslämmer er sich wünschte. Und wie immer lud ich mich zum Frühling ein um sie zu sehen.
Damals war H. noch ein schmaler, blassblonder Junge, mit mehr Stimme als Körper. Und die Weichheit seiner geröteten Wangen passte gut zu den frischen, weißen Lämmern, die im Frühling in den ersten Strahlen der Sonne unbedarft tollten.
Hätte ich damals mir denken können, dass ich in meiner Zukunft das Land nur noch vom Vorbeigehen her kennen sollte?
Wann bin ich den Weg eingeschlagen, der mich davon wegführte, neugeborene Kälber mit Stroh abzureiben? Ich fühle mich eigentlich nicht anders als Städterin, als Landpomeranze vom flachen Land.