Winterreise. Erster Teil
Ein einfach fremdes Zimmer, zwar bekannt und aus einem leicht warm pustenden Notebook singt John von Erdbeerfeldern. Tja John, du lebst auch nicht mehr. Du wurdest zwar nicht mit einem eingefrorenen T-Shirt erschlagen, aber der Todesgrund klingt eigentlich ähnlich lächerlich. Irgendwie kann ja alles Mögliche lächerlich klingen. In diesem Zimmer war ich schon ziemlich glücklich, irgendwas war draußen und wir waren drin. Was kümmern mich die Monster unter dem Bett wenn ich darüber bin?
...I’m not half the man I used to be…
Draußen herrscht ein Grau, welches man in warmen Zeiten eigentlich nur auf Bildern für möglich hält, satt, dumpf und tief. Und hier beleuchtet ein noch einzelner Strahler weich die hässlichen apricofarbenen Wände. Vielleicht habe ich dich schon gehasst, aber ich fühle gelbes Glück in mich aufsteigen, dass ich dich nie verachten musste. So fällt es leichter zu lieben.
...Oh I believe in yesterday...
Und wie der Erzähler in Tynset in der Zeit hängt, einzig für seine selbstgesponnene Geschichte lebt und ansonsten schläft, so sitze ich hier und schnüre den Kokon fest um mich, harre aus. Einige Schäden musste ich im Schnee mühsam ausbessern, denn neugierige, unbewusst grausame Hände zerrten und rissen an der trockenen, brüchigen Oberfläche. Außen ist alles graubraun und vertrocknet, aber tief fließt es ständig, schlägt ein Herz, pumpt Blut und Saft. Faber ekelte sich vor dem Kreislauf des Lebens, ich bin nur erstaunt wie lange er andauert. Unheimliches Durchhaltevermögen.