vielleicht eigen
Nachdem Toxea ihren Beitrag zu ihren kuriosen Eigenheiten geschrieben hat, habe ich mal nachgedacht.
…
Es hat länger gedauert, mehr gesagt ich habe nach erstem Überlegen an sich nichts Kurioses an mir gefunden. Ich bin ganz gewöhnlich! „wie die anderen, wie wir“…
Aber ein paar Dinge sind mir jetzt, plötzlich doch eingefallen. Sie sind nicht außergewöhnlich, aber so, dass man sie nicht andauernd mit jedem bespricht. Teilweise weil sie natürlich so belanglos sind, aber jedenfalls hat mir bisher diese Dinge kein anderer geschildert.
1) Irgendwann kommt der Zeitpunkt an dem ich einfach ein Musikstück auf die Bassläufe, -Spur, -Melodie, -Sruckturen untersuche. Ich höre mir es wiederholt nur daraufhin an, alles andere ist in dem Moment unwichtig (wenn ich die Noten habe kann es noch etwas exzessiver werden). Jetzt kann wahrscheinlich auch jeder verstehen, warum Backdrifts beispielsweise mein spontanes Lieblingslied auf der Hail to the Thief war. Und auch wenn ich immer gerne den Alt liebe, saß ich mit Bedacht bei Chorproben in der Nähe des Basses.
2) Bei Konzerten und Filmen wünsche ich mir ganz häufig, dass sie schon zu Ende sein mögen. Es sind Filme und Konzerte auf die ich mich total gefreut habe und die ich augenblicklich und in Erinnerung als wunderbar empfinde, aber trotzdem wünschte ich mir, ich könnte mich schon erinnern.
Bei dem album leave-Konzert war das nicht so, dafür hatte ich aber die ganze Zeit das Gefühl, dass ich genau dieses Konzert schon erlebt hatte…was dann wohl wieder alles erklärt.
3) Mir sind manche Handlungsweisen von Protagonisten in Büchern selbst so peinlich, dass ich unbedacht mich umblicke ob jemand in meiner Umgebung etwas davon mitbekommen hat.
4) Wenn ich allein Fernsehe, dann gucke ich sehr häufig mehrere Programme gleichzeitig. Natürlich, weil öfter mal mehrere Dinge gleichzeitig kommen, die mich interessieren, zum anderen wohl aber aus Gründen, die schon bei 2) und 3) wirken. Ich nehme zu viel emotional und gedanklich Anteil (in der Art, mehr ist kaum zu ertragen).
Ich weiß, das passiert auch vielen anderen Menschen (warum schleppen sonst viele Menschen Taschentücher mit ins Kino?), aber irgendwas muss an mir ja auch kurios sein…
Meine heftigste Erfahrung habe ich mit einem Roman gemacht, den ich nachts wegen Schlaflosigkeit angefangen hatte und dann wegen plötzlich auftretender Sucht in einem durch lesen musste (also wie immer, Bücher sind eindeutig nicht das richtige Schlafmittel). Am nächsten Morgen war ich wirklich nicht mehr ansprechbar. Ich glaube Nervenzusammenbruch ist gar nicht so weit hergeholt, wenn man darunter versteht, dass mein Körper total zitterte und ich unbewusst die ganze Zeit wohl geweint hatte und nicht ansprechbar war. Teilweise denke ich plötzlich immer noch an eine der Figuren, ganz so, als wäre sie eine Person, die ich mal gekannte habe.
5) Meistens mag ich das Absolute in Aussagen nicht (was mich wohl nicht an absoluten Taten hindert).
wer bitte sonst dreht leere marmeladengläser, frischkäsedosen und ähnliche dinge wenn sie leer sind auf den deckel?
Allerdings kenne ich tatsächlich niemand anderen, der das macht, hm.
Nein! Nein! Nein!
In einem großen Haushalt gibt es große Frühstückstische mit vielen Frühstücksuntensielien. Beim Abräumen kam es immer wieder vor, dass leere Packungen wieder eingeräumt wurden... naja und dann fing ich einfach an, leere Packungen (natürlich verschlossen) auf den Kopf zu stellen. Wenn ein Nutellaglas verkehrt rum steht stellt man es nicht einfach so in den Schrank...
Sowohl
Das Umdrehen leerer Verpackungen finde ich eine ueberaus praktische Idee... sehr WG-tauglich!!
zu 3) Es gibt ab und an unangenehme, peinliche Stellen in Büchern, deren Resultate vorauszuahnen sind. Das ist meist der Zeitpunkt, an dem ich ein Buch erstmal kurzerhand zuklappe - um beim späteren Weiterlesen dann doch auf das Unvermeidliche zu stoßen.
zu 4) Allerdings hält sich meine emotionale Beteiligung bei Büchern in Grenzen, sodaß ein solcher Aufruhr der Gefühle bei mir nicht denkbar wäre. Ich kann vieles lesen, was ich als Film eher nicht vertragen würde : von Splatterszenen bis hin zur hochemotionalen Liebesszene. Die Schriftform gebietet fast immer einen gewissen Abstand und fördert eher das Beobachtende und Analysierende (aktiv und passiv, was heißen soll, daß meine schriftlichen Äußerungen zumeist zwischen Geschäftsbrief und Vorlesung changieren, durchdacht, gegliedert, mehrfach kontrollgelesen und stilistisch einigermaßen aufpoliert sind).
zu 5) Ach, ich zelebriere ab und an das Apodiktische, auch wenn ich eigentlich weiß, daß es keine objektive Realität gibt, aus deren Existenz sich das Absolute rechtfertigen ließe. Auf der anderen Seite ist mein Charakter eher vermittelnd - und beobachtend, analysierend, intellektualisierend, sodaß ich es mir nur ab und an durchgehen lasse, meist eben in Diskussionen mündlicher Art. Am häufigsten werfe ich mit dem Absoluten um mich, wenn es um meine Person, mein Leben und meine persönlichen Einstellungen geht. Auch wenn ich meine Fehler, möglichen Fehleinschätzungen meiner selbst und auch gewisse Absurditäten zumindest im Ansatz nicht selten erahne : mein Weltbild ist recht fest gefügt. ;)
- Es gibt wenige Taten, die nicht absolut wären, denn nichts ist umkehrbar und nichts ist jemals wieder hundertprozentig wiederholbar (merci, Monsieur Proust).
Und nein, ich bin nicht intellektuell, nur lebensfremd und emotionell unsicher. ;) LG tinius
Lesen kann ich an sich auch alles, bei dem Roman war es auch an sich nichts offensichtlich Schreckliches. Wobei mir gerade einfällt, dass ich als Kind Seiten nur am Rand angefasst habe, die etwas beinhaltenden was ich eklig fand... Das hat sich dann doch etwas bei mir geändert.
Und Deine Ausführung zu 5) hast Du ganz uneigentlich schön ausgeführt...