Ich, ein Genie
Es gab die Zeit, als ich ein Genie war. Ein Künstlergenie, ein Genie in fast allen Bereichen eigentlich. In dem des Denkens (etwas ungeformt vielleicht, dafür bestimmt äh… ursprünglich) war ich ganz groß, aber auch im kreativen Liedergut. Ich besang Marienkäfer genauso wie schillernde Pflaumen, die innen allerdings noch sauer waren; aber vor allem war ich ein Genie des Malens. Jedenfalls wenn man ein Genie nur darunter versteht, dass er malen muss (hier nix Qualität, dafür sind andere da).
Alles was halbwegs eine Fläche bot wurde bemalt und wenn ich nur sandigen Boden und einen Finger hatte, egal. Meine Mutter hatte sehr zu leiden, denn auch wenn ich halbwegs sehr wohlerzogen war, Wände waren meine größte Leidenschaft. Natürlich die meines Zimmers, aber auch andere… Natürlich wusste ich früh, dass ich das nicht sollte, darum suchte ich die Flächen, die man nicht so gut einsehen konnte. Als meine Mutter nach acht Jahren den Badezimmerschrank wegen eines anstehenden Umzuges entfernte, hatte ich tatsächlich geschafft mit einen ihrer Lippenstifte dort einen kleinen Baum, sowie eine Wäscheleine mit Kleidern daran zu hinterlassen.
Um meine Malwut irgendwie in den Griff zu kriegen, hatte meine Mutter in meinem Zimmer, als auch in der Küche eine große Rolle Papier an einer Halterung in meiner damaligen Höhe angebracht, so dass ich immer sofort Papier griffbereit haben sollte. Ich fand die Rollen toll, genauso wie die großen Bechern mit den vielen Buntstiften, aber mich reizten die weißen Wände, sowie egal was, was irgendwie Farbe sein konnte.
Bestimmt war ich damals ein anderer Mensch.
Jedenfalls erinnert mich folgendes Video genau an diese Zeit.
Die Stratgie