Für mich ist inzwischen vieles, was von der Musikindustrie veranstaltet wird, unter Musikprostitution zu verbuchen - Casting - Bands von NKOTb bis Monrose, Gute Laune - Techno von Scooter bis Alex C. (= Christensen), Tokio Hotel bis Madonna. Ich sehe darin auch einen Grund für den Niedergang des Musikgeschäfts weltweit. Denn die Majors schauen zunehmend auf schnellen Umsatz, lassen seit langem Nachhaltigkeit vermissen. Es hat immer schon Gruppen / Interpreten gegeben, die auf das Taschengeld von Teenagern angesetzt waren, aber man bekommt inzwischen den Eindruck, es kostet etwas unabhängiger denkende Akteure heute weitaus mehr Durchsetzungskraft, um bestehen zu können. Denn nach dem Flop kommt schnell das Ende für den Plattenvertrag. Musik ist heute aktienorientierter Kommerz. Was die Dividende schmälert, kann einpacken. Ich höre inzwischen kaum noch Radio, schaue nur selten Musiksender und finde alle Jahre einmal einen Interpreten / eine Interpretin, deren oder dessen Cd ich kaufen wollte. Aber natürlich gibt es unter den Pophuren immer wieder auch Leute, die durchaus etwas können (wenn man sie denn läßt). Aber es scheint sich immer wieder das Roy - Black - Syndrom durchzusetzen : der mußte Schlager singen, weil das Geld und Hörer schaffte im Gegensatz zu seinen Rockmusikambitionen.
...womit man bei dieser Diskussion ganz schnell an der "Huhn-Ei"-Frage des Popbusiness ankommt. Zur Prostitution gehören nämlich zwei - Anbieter und Konsument. Und die chemikalisch bösartige, weil von Geld und Quoten geprägte Wechselwirkung dieser gebiert den ganzen Mist, den wir tagtäglich aus dem Radio ertragen müssen. Das war aber vor 20, 30 Jahren auch nicht anders. Nur befreien fällt schwer. Wahrscheinlich muss man eine "ökologische" Haltung auch in der Musik annehmen: wovon man selbst überzeugt ist und in seiner bescheidenen Haltung auch meint, dass es "gesund" ist, das nimmt man...
Genau. Teilweise frage ich mich auch, ob es da eine große Veränderung gibt. Die Beatles wurden schließlich von ihren Produzenten auch dazu angehalten kurz vor ihren Auftritten nochmal einen neuen Song zu schreiben, damit sie ein paar Minuten länger spielen konnten und neuen Stoff lieferten.
Und das mit der Prostitution ist ja insgesamt schnell geagt, bei einem Produkt, welches durch Präsentation nah an den Körper gebunden ist.
Und das mit der Prostitution ist ja insgesamt schnell geagt, bei einem Produkt, welches durch Präsentation nah an den Körper gebunden ist.