Die Schaukel
28.06.2010
Unter der Schaukel, nahe des Hauses, hat sich eine weiche Sandkuhle gebildet. Die Dünengräser wurden durch dahin treibende Füße vertrieben. Meine streifen ebenfalls durch den feinen Sand, gleiten aber durch die ersten Halme, die sich nah an die Kuhle wagen. Und so wie die Füße das Streicheln des Grüns genießen, wiege ich auch ich meinen Körper durch die leichte Brise, durch den salzigen Duft, durch die sonnenwarme Luft.
Warum sollte man sich andere Vergnügungen suchen, wenn man eine Schaukel hat? Warum sollte diese Freude nur Kindern vergönnt sein? Ich denke an Fragonard und weiß, dass das Schaukeln nicht immer ein Kinderspiel sein muss. Gut, so wie ich durch die Luft gleite, hat es nichts mit Erotik zu tun, wie es auf der durch und durch Verführung atmenden Szene dargestellt wird. Aber Freude bereitet es mir auch. Und sollte der Galan mit der weiß gelockten Perücke, nicht nur Vergnügen an dem Anblick keck aufblitzender, von Rüschen bedeckten Beinen empfinden, sondern auch nur etwas mich mögen, würde er ganz nackte Beine sehen, zwar sonnenbeschienen mit der einen oder anderen Sommersprosse auf dem Knie, aber etwa auch so blass wie das der flirtenden Dame.
Bei Watteau schaukelt auch die eine oder andere Dame, aber ohne den erotischen Hauch, wohl aber mit einer sinnlichen, aber durch und durch erzogenen, Freude. Mein Spaß ist dann trotz Erotiklosigkeit der Fragonardszene ähnlicher. Ich lache leise auf und weiß genau, dass ich sicherlich nicht mit meinem Kleidchen, den nackten Füßen und den offenen Haaren, auf eine fête galante passe.
“Oh dance
I was a dancer, all alone
Dance, dance, dance”