Dienstag, 26. Januar 2010

fünf Jahre

Er war nicht immer freundlich, sicher auch nicht immer überschäumend glücklich. Bei weitem nicht. Wie sehr liebte ich diese schlechten Launen. Oh, ich liebte ihn vom ersten Augenblick!
Während die anderen in Sorge feststellten, dass ein Mensch nicht so reagierte und war wie es der Norm entsprach, so sah ich als Kind nur die sonderbare Schönheit. Wie sehr liebte ich die fleischig, weichen Ohren… Merkmal des seltenen Syndroms.

Er war nicht immer freundlich. Er freute sich diebisch, wenn er meinte andere ausgetrickst zu haben. Oh ja, er kannte Häme.
Und obwohl er sich häufig in schlechte Launen steigerte bis er krampfen musste, hatte er die beruhigendste Ausstrahlung zu eigen, die ich je bei einem Wesen spüren konnte. Ich schlief an seiner Seite. Mit meiner Hand auf seinen knochigen Brustkorb und hörte seiner immer leicht röchelnden Atmung zu.
Ich las ihm vor. Als Kind war ich überzeugt, dass er mir genau folgte. Jetzt bin ich nur sicher, dass er meine Stimme mochte, sie ihn beruhigte. Wir wuchsen zusammen auf. Wir mochten uns.

Er war nicht immer freundlich, aber ein Verfechter des Lebens. Er war der lebensbejahendste Mensch den ich kennen lernen durfte. Die ganzen schweren Krankheiten durchlebte er. Wie oft hatte ich ihn zum scheinbar letzten Mal besucht. Aber er wollte nicht gehen. Er liebte das Leben.
Als eine Freundin sich vollkommen unbedacht und hirnlos für die Euthanasie aussprach wollte ich ihr sein Lebensglück am Liebsten einprügeln. Ihr Gewalt antun, damit sie die Angst vor dem Anderssein verliere, die sie als Mitfühlen vor einem scheinbar unwerten Leben auslegte.

Seinen Willen vermisse ich. Schon wieder Jahre her, dass dieser Wille aus dem Leben ging. Ich hätte mehr von ihm lernen sollen.

Donnerstag, 21. Januar 2010

nackt

Habe heute etwas mehr als nur Spitzen geschnitten. 12 cm Haare sind ab. Was jetzt nicht die Welt ist, da meine Haare vorher bis zur Taille gingen und jetzt eben nicht mehr (herrje fühle ich mich gar nicht sooo wohl)...
Wie habe ich es früher nur geschafft kurze Haare zu haben. Ich meine, ich hatte mal milimeterkurze Haare. Jetzt fühlt sich alles leicht und irgendwie nackt an... was war ich damals? Ultranackt oder so...

Mittwoch, 20. Januar 2010

Der Langsame am Bahnsteig

Immer wieder höre ich den Ausspruch, dass mit dem Alter die Zeit schneller verstreiche. Dem kann ich mich nicht anschließen. Für mich verging die Zeit immer schnell. Natürlich gibt es auch in meinem Leben Augenblicke, die sich ausdehnen, die außerzeitlich sind. Doch ansonsten zerrinnt alles, ist immer schneller als ich. Die Sommerferien vergingen immer zu schnell, die nächste Matheklausur rückte immer zu schnell auf mich zu, Abgabetermine für Seminararbeiten oder Magisterarbeit überholten mich mit erschreckend guten Sprinterqualitäten.

Heute werde ich älter und habe nichts von dem erreicht was man so gemeinhin erreichen sollte. Und alles was ich erreichen habe wollen steht oftmals nicht in meinen Möglichkeiten.
Muss ich mich neu erfinden oder einfach beschleunigen?

Ich denke gerne an die Erwiderung einer einstigen Freundin, als ihr jemand vorwarf, dass ihr Zug abgefahren sei, sie die Chance verpasst habe: „Dann nehme ich den nächsten!“
Ich lachte damals. Und heute würde ich ihr wohl hinterherwinken.

"[...]
but you were standing there so close to me
like the future was supposed to be
[...]

I remember
remember well
but if I'd forgotten
could you tell?"

vampire weekend: taxi cab

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Wer bin ich?

Ich liebe meinen Kater. Brillanten werde ich erst ab 40 tragen und Doc meint, dass ich ohne Unterlass reden kann, so dass er während unserer Ehe nie ein Radio nötig hatte. Gestern hieß ich Lulumae und heute? Sag es mir.

Samstag, 12. Dezember 2009

Zwischenbericht

Mal wieder Ewigkeiten vergangen seit meinen letzten Eintrag, dabei geistert immer wieder mal ein Satz durch meinen Kopf der gebloggt werden will, der dann aber im Geschehen des Alltages untergeht. Bei mir passiert fast schon viel. Jobtechnisch nicht, wenn man von einigen brotlosen Aktivitäten absieht, da ist also alles beim Alten, aber noch musste ich auf keinen Zug aufspringen, noch kriege ich es so hin.
Und was bringt mich jetzt zum Bloggen? Weil ich im freestyle-Flug mich gegen die Wand manövriert habe. Weil ich mich in ein Projekt gestürzt habe welches nicht wie erhofft lief und jetzt gerade strauchle… ich trudle also gerade durch schneegrauen Himmel und versuche krampfhaft einen Weg zu finden den Kunstflug doch noch in eine Kür umzuwandeln. Mal sehen. Allerdings wird das Doppel eher ein Soloding. Scheint mir jedenfalls so, aber noch bin ich etwas im Blindflug.
Aber was sonst noch? Ich schreibe, leider nichts für den Blog, aber dafür etwas Arbeitsintensives. Ich habe den Doktor im Blick, auch wenn noch in größerer Entfernung. Dann bekleckse ich wieder Leinwände, da ich bei einigen Galerieaufenthalten festgestellt habe, dass andere auch nicht unbedingt besser sein müssen.
Das ging aber leider auch nur alles, weil ich so viele Überstunden angesammelt hatte, dass ich Ewigkeiten von meiner „Haupttätigkeit“ frei hatte. Damit ist nun Schluss. Ärgerlich, dass ich gerade dann ins Straucheln kam, aber bei so mancher Arbeit kann man ja auch über andere Dinge nachdenken…

Mittwoch, 30. September 2009

float like a hobo

“Mister,
Please let me work somehow
You've kept me waiting eighteen months
And still I'm not allowed
And everytime you promise me :
>>Not much longer now>>”


Im Strom schwimmend kann ich nur zustimmend nicken. Genau das ist die Realität die viele trifft. Nicht nur deshalb wird deshalb die Musik von Charles Winston wohl zur Zeit auch so sehr aufgenommen. Das Wort „Krise“ wird im Zusammenhang mit dem Begriff „Finanz“ arg strapaziert, verliert als Klang seine Schrecken, trifft aber Menschen trotzdem immer noch mit Wucht.
Charles Winston hat die Lieder seines Albums „Hobo“ auch schon als Vorband von Peter Gabriel vortragen können, aber erst jetzt –neu abgemischt- finden sie Zugang zu einer größeren Zuhörerschaft. Liegt es daran, dass er mit Romantik ganz tragische Jetztzeitgeschehnisse mit „Bewegungen“ der Vergangenheit vergleicht? Ich denke schon. Vor allem, weil er eben dabei nicht einfach kitschig verklärt. Dinge schöner redet als sie sind. Wenn da Hoffnung ist, dann ist es eben die, die auch der Hobo hatte. Irgendeine muss er schließlich gehabt haben, welchen Grund hatte er sonst auf einen Güterzug zu springen um der Arbeit entgegen zu fahren?

“Like a hobo from a broken home
Nothing’s gonna stop me
Like a hobo from a broken home
Nothing’s gonna stop me”

Als Kind war ich glücklicherweise nur einmal mit meinen Eltern auf dem Arbeitsamt. Damals mochte ich es, denn diese lustigen Papierrollen an denen man seine Nummer ziehen musste mochte ich. Da ich auch sehr geduldig war, konnte ich mich auch Stunden später daran erfreuen wie die Nummern langsam auf der Anzeigetafel größer wurden. Getanzt, wie im Video zu „in your hands“, hat damals aber leider keiner.



Als ich den schönen Mann auf der staubigen Straße in „like a hobo“ mit seinem Hut tanzen sah, musste ich an ein anderes Video der letzten Zeit denken. Elbow haben sich da einem Thema ganz ähnlich zugewendet und dabei ein wirklich schönes Video hingezaubert. In gewisser Weise eine neue Richtung von „Tanzvideos“: Hobodance?



Wie dem auch sei, so wie sich vor einigen Jahren noch Musiker vor allem mit dem Irakkrieg beschäftigten und all den weiteren Auswirkungen, ist es jetzt eben ein anderes Thema.
Da kann man nur hoffen, dass der etwas zynische Optimismus, den z. B. Modest Mouse auf ihrem Album „good news for people who love bad news“ in ihrem Lied „float on“ verbreiten Realität sein kann.
Während ich jedenfalls auf eine Antwort und nicht die nächste Vertröstung warte, versuche ich den Zweckoptimismus nicht zu verlieren.

“Good news will work its way to all them plans
We both got fired on the exactly the same day
Well we'll float on good news is on the way

And we'll all float on ok
And we'll all float on ok
And we'll all float on ok
And we'll all float on alright
Already we'll all float on
Now don't worry we'll all float on
Alright already we'll all float on
Alright don't worry we'll all float on”

Freitag, 25. September 2009

"ein Hauch aus meinem Mund"

Sommergenuss

Die Blätter der beiden Bäume vor meinem Fenster fallen kniternd zu Boden. Ich muss den Blick nicht wenden um zu wissen, dass der Herbst Einzug gehalten hat.
Erstaunt besinne ich beim Anblick eines Bildes, dass die Zeit mal wieder schnell vergeht.
Ich machte ein Foto, um eine Erinnerung an den alten Hund zu haben, an trockenes Gras, welches den Oberschnekl leicht kratzt und Kinderlachen und bemühtes Pusten.

"Ein Glasnz schwebt in die Weite,
ein Glashaus kugelrund.
Wer wohnt in seinem Innern?
Ein Hauch aus meinem Mund.

Dort, wo dein Haus aus Glitzern
mit feinem Klang zerschellt,
sring, Hauch, hinaus und rufe:
>>Ich grüß' dich, schöne Welt!<<"
Josef Guggenmos

dogslife

Mittwoch, 16. September 2009

Wird wirklich das Bestand haben was es wert ist?

Manche Dinge bleiben vergessen, unverstanden, unbearbeitet, höchstens von Heimatforschern und Touristikbranche leicht vermarktet. Selbst wenn der einen oder andere vom Gegenteil überzeugt war. Mich wundert das bei dem einen oder anderen auch, warum ist das ein Nischenthema und das andere nicht? Dabei bin ich meist wenig hoffnungsfroh nach vorne hin und lasse mein Janusgesicht im Schatten gegen das Vergessen anreden.
"Wenn ich erst mal 80 Jahre tot bin, werden die Menschen endlich wissen, was für ein großartiger Künstler ich war", soll einer gesagt haben, der bis heute kaum bearbeitet wurde. Eine unveröffentlichte Biografie, eine Dissertation und die Texte einer Tagung, der eine oder andere kleine Aufsatz, in die Ecke der schrägen Vögel gesteckt und Karl Junker wurde von der Psychoanalyse mal als schizophrener Künstler gewürdigt. Der eine oder andere kennt sein Haus in Lemgo, an Regentagen muss man im Urlaub ja auch mal was machen. An denen ist das Fachwerk des Hauses, welches auf dem ersten Blick an die Weserrenaissance-Fachwerkhäuser erinnert und auf dem zweiten schon einen wirklichen schrägen oder auch einfach höchst kreativen Vogel erkennen lässt, das Wasser eingesogen, dunkel aufgeschwemmt.
Und mich, was interessiert mich dieser Künstler, der zurückgezogen stetig an und in seinem Haus arbeitet? Klar, die Zeit. Ich gebe es zu, mich zieht diese Zeit an. Die Zeitspanne zwischen zwanzig Jahre vor und nach dem letzten Jahrhundert elektrisiert mich, zieht mich an, so wie es mich auch häufig ekelt, sodass es also mich immer stark berührt.
Und ansonsten? Ein Künstler der auf Fernwirkung arbeitete, oder von Nahem nicht das hielt was er versprach? Bin ich das nicht auch, finde ich mich nicht dort genau wieder? Wir sind vielleicht füreinander wie geschaffen. Entweder wir bleiben beide in der Versenkung, ich kann mir ja auch eine Geisteskrankheit zuschreiben lassen, wenn ich mir zwanzig Katzen halte, dann hält man mich auch für einen Sonderling, oder aber wir werden beide aufsteigen, in Pastellfarben im historischen Himmel, gerahmt von grotesken „Knorpel“-Ornament des Künstlers, was für eine Zukunft!
Qualität? Ist das wirklich eine Frage, die ich beantworten kann? Will ich das? Denken wir doch einfach an die mittelmäßigen Werke, die Damien Hirst eine Zeit lang für riesige Geldmengen auf den Markt geworfen hat, oder aber Kincaid, der schließlich unter den zeitgenössischen „Künstlern“, soweit ich mich richtig erinnere, in den letzten Jahren zu den Meistverdienenden zählt, zumindest bei erstem fiel es einigen Leuten vor einiger Zeit noch nicht auf… Und ja, die Qualität ist nicht aller erster Güte. Vor allem wenn man ihn mit anderen vergleicht. Peiffer legt in Orpheus in der Unterwelt bei Karl Junker (1850-1912). Der Künstler und seine Werke zwischen Fatum und Fama glaubhaft dar, dass Junker stark von Cornelius beeinflusst wurde. Die Ähnlichkeiten zwischen ihnen ist tatsächlich deutlich. Dabei wird aber auch deutlich, dass die Qualität bei beiden nicht vergleichbar ist.
Gut, nachdem ich über Karl Junker einen schnoddrigen Blogeintrag dahingegossen habe, wird sich die Welt nicht in die andere Richtung drehen, aber man muss ja zumindest in einen Text etwas wagen… oder so.
Eines ist aber sicher, Junker hatte einen eigenen Stil, egal ob in der Malerei oder in seinen Schnitzwerken. Und was vor allem spannend sein dürfte für Forscher: Wenig ist gesichert von ihm bekannt und um ihn ranken sich viele Mythen. So das man anhand seines Werkes viel entschlüsseln kann, vielleicht sogar einzig entschlüsseln kann.
Ein Künstler vergleichbar mit Künstlern des art brut oder einfach nur gefangen im Mythenmeer? Wirklich durch die unglückliche Liebe selbst personifiziert mit Orpheus? Oder hat es diese Liebe nie gegeben? Und was mich vor allem interessiert ist die Einschätzung seiner Zeitgenossen, die zwischen Begeisterung und Abscheu schwankt. Aber es ist relativ schwer herauszufinden wer denn eigentlich aus welchen Gründen die jeweilige Meinung gefasst hat. Erschwert wird es auch noch dadurch, dass die Werke, die in den großen Sammelausstellungen zu sehen waren heute nicht mehr gibt (zerstört oder einfach verschollen).
Der offensichtliche Reiz ist also das Rätsel. Und das Rätsel erscheint es mir eigentlich immer wert.

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