Mittwoch, 23. Mai 2007

Manchmal schützt Unwissen durchaus vor Straffähigkeit…

…denn der eine oder andere ist so einfallslos, dass er gar nicht weiß was es so für organisiertes Verbrechen gibt. Ich bin zwar nicht unbedingt der Vorstellung verhaftet, dass Verbrecher mafiös sich um den Müll von Neapel kümmern (unglaublich, dass die seit 13 Jahren schon dieses Problem haben!), aber irgendwie habe ich nie daran gedacht, dass es ganze Firmenzweige gibt, die sich auf Plagiat spezialisiert haben. Und zwar nicht ihn aufzudecken (wie es ihn ja auch gibt), sondern ihn zu begehen… und zwar vollkommen im legalen Bereiche, weil die Anbieter die ganzen Essays, Abschlussarbeiten und was auch immer nur als Beispiel einer Arbeit verfassen würden. Nee klar.
Manche Verbrechen kann ich gar nicht begehen, das hätte ich nicht gedacht, nicht weil ich nicht dazu fähig wäre in der Ausführung (wobei, meine Arbeit soll auch meine sein. Ganz mal von ethischen Grundsätzen abgesehen, das ist mein Kind, nicht ein Kuckuckskind), sondern weil ich gar nicht mitbekomme was alles möglich ist.
Aber es gibt ja Nachrichten wie diese, so dass ich erfahre, dass es noch (bald nicht mehr) möglich ist über Googlewerbung zu Anbietern zu kommen, die einem Arbeiten schreiben, die nicht von Anti-Plagiats-Programmen aufgedeckt werden könne. Wundere ich mich nur, dass nach solchen Versprechungen dann Argumente dieser Firmen ziehen, dass sie meinen alles wäre vollkommen legal, weil sie schließlich ihre Kunden darauf hinweisen, dass sie diese Arbeiten nicht als ihre eigenen Arbeiten ausgeben sollen?

tinius - 23. Mai, 21:45

Das ist die berühmte rechtliche Grauzone im Internet. Denn die Dienste sind nach geltenden Gesetzen nicht illegal. Und es handelt sich bei den erstellten Arbeiten nicht um Plagiate im eigentlichen Sinne. Auch Software von Filesharern ist nicht illegal, nur wird natürlich zu Recht verlangt, daß sie den Mißbrauch nicht ermöglichen. Illegal ist es, solche Arbeiten in Prüfungssituationen zu verwenden oder als eigene auszugeben. Und illegal ist es im Filesharing, Dateien weiterzuverbreiten bzw. zu nutzen, nicht aber etwa einen solchen client zu benutzen, solange man sich auf copyright - freie Dateien beschränkt. Aber natürlich muß man sich überlegen, wie man die Nutzung zum Betrug wirksam verhindern kann. Während es im Filesharing rectebesitzende Kläger gibt, muß hier der Gesetzgeber ran und den Handel mit wissenschaftlichen Arbeiten untersagen. Dies aber würde auch bedeuten, daß ich als Normalverbraucher auch eine Dissertation oder Diplomarbeit zu einem mich interessierenden Thema nicht erwerben könnte. So ist der common - sense - Gedanke, daß Suchmaschinen solch speziellen Dienste zumindest aus ihren kostenpflichtigen Anzeigen ausfiltern ein guter Weg. In den normalen Suchergebnissen werden sie aber weiterhin auftauchen. Das Internetzeitalter hat da ziemlich schwer zu lösende Probleme aufgeworfen. Und es beginnt früh : wie oft mußte ich schon Schüleranfragen in Literaturforen lesen, die um eine Inhaltsangabe / Charakterisierung bei einem Buch baten, nur weil sie zu faul, ungebildet, analphabetisch waren, um das Buch selbst zu lesen. Die meisten verweigern das, aber ich hab genug Beispiele gesehen, wo der Bitte willfährig nachgekommen wurde. LG tinius

sjAlfur - 23. Mai, 22:16

Problem ist in dem Zusammenhang - glaube ich - vor allem die Reichweite. Dass mal ein Freund die ein oder andere Hausaufgabe für einen Schüler mitgemacht hat oder dass CDs an Freunde kopiert werden um sie mal in die Musik reinhören zu lassen, ist ja kein neues Phänomen. Das Problem ist, dass über das Netz der (zweckdienliche) Freundeskreis extrem erweitert wird und - wenn man die richtigen Wege kennt - auch gezielter gesucht werden kann. Und erst durch diese Masse wird es zum Problem, da überall dort, wo die Personenkreise zahlreicher werden, wirtschaftliche Interessen verstärkt auftreten.

Eine ganz andere Sache ist es aber mit dem Hinweis "das ist kein Plagiat". Wenn ein entsprechender Dienst wissenschaftliche Arbeiten (oder irgendwelche sonstigen Texte) anfertigt und behauptet (im Rahmen der Geschäftsbedingungen), es würde sich bei der unzitierten Weiterverwendung nicht um ein Plagiat handeln, macht sich strafbar. Denn ein Plagiat ist es immer dann, wenn der Verwender (ohne Nennung der Quelle) nicht die Urheberrechte hat, und die Urheberrechte sind immer beim wirklichen geistigen Urheber und nicht übertragbar (weder gegen Geld noch sonstwas). Selbst wenn der Anbieter also sagt, er würde keine Ansprüche erheben, bleibt das Urheberrecht bei ihm, ob er will oder nicht, und damit handelt es sich beim unzitierten Nutzen um ein Plagiat.
Bietet der Internetdienst unter Angabe dieser Tatsachen jetzt also eine solche Arbeit an, schließen sie einen illegalen Vertrag, und damit sollten sie auch im Internet dranzukriegen sein, zumindest sofern der Content Provider seinen Standpunkt im jeweiligen juristischen Bereich hat.

tinius - 23. Mai, 23:32

Das Problem mit dem Plagiat ist Folgendes : ein Text, der extra für einen Kunden hergestellt wird, ist eben kein Plagiat, da - außer die Geschäftsbedingungen des Verkäufers besagen anderes - die Rechte auf den Käufer übergehen, bzw. die weitere Verwendung implizit genehmigt ist. Nur die unbefugte Nutzung oder Veröffentlichung gilt als Plagiat. Wenn ein Autor von einem anderen abschreibt und das in seinem eigenen Buch verwurstelt, ohne die Quelle explizit zu nennen, kann der Bestohlene, und nur der, dagegen vorgehen. In diesem Falle würde das die Gesellschaft nicht tun, denn auch wenn das nicht als offizielles Geschäftsinteresse auftaucht, ist das Sinn und Zweck der Veranstaltung. Folglich bleibt es beim Betrug, wenn das Material in einer Prüfung verwendet wird. Zudem ist Plagiat ein Begriff aus dem Zivilrecht, der des Betruges aber einer aus dem Strafrecht, wenn auch mit zivilrechtlichen Folgen.

sjAlfur - 24. Mai, 00:14

Das stimmt, wenn es um die Nutzungsrechte geht. Aber die Urheberrechte sind laut UrhG nicht übertragbar. Ein Urheber kann also anderen die Nutzungsrechte seines geistigen Eigentums gewähren, das ändert aber nichts an seiner Urheberschaft. Solange es sich um Firmentexte zu Pressemeldungen, Werbung, etc. handelt, ist das kein Problem, sobald aber eine wissenschaftliche Arbeit fertiggestellt wird, die per Definition die Urheberschaft des Autors verlangt, müssen die Urheberrechte gewährleistet sein, ansonsten ist es ein Plagiat (wenn z.B. der Vorstandsvositzende eines Konzerns behauptet, die Urheberschaft über Texte zu haben, die seine PR-Abteilung geschrieben hat, ist das im Übrigen auch ein Plagiat).

Und in dem Moment, wo eine vertragliche Vereinbarung umfasst, dass ein fremdangefertigter Text kein Plagiat ist, wenn man ihn als eigenes geistiges Eigentum ausgibt, ist der Vertrag rechtswidrig.

Aber ich glaube, das Problem ist, dass solche Anbieter ihre Angebote so geschickt ausformulieren können, dass sie rechtlich abgesichert sind. Es geht vielmehr um die moralische Verantwortung hinter solchen Angeboten, die Ai Hua angesprochen hat. Gesetze lassen sich bei sowas eher verbiegen als der ethische Anspruch.

tinius - 24. Mai, 00:30

Nichts anderes habe ich sagen wollen - das Thema ist juristisch nur schwer greifbar, wenn es gegen die Anbieter geht. Da bleibt nur die Moral (bzw. eine Gesetzesänderung), gegen die Nutzer aber läßt sich massiv vorgehen. LG tinius

AiHua - 24. Mai, 00:35

Genau das meine ich, moralisch ist das doch einfach schlimm, da kann man noch so viel herumjuristereien wie man will. Da stelle ich einfach fest, dass es Gebiete gibt, in denen ich sage, da kann man das Recht womöglich etwas verbiegen, aber gerade in dem Fall, sollte das Recht womöglich einfach etwas genauer sein. Denn ich finde es ganz persönlich amoralisch. Und bin dabei wahrscheinlich saunaiv.
tinius - 24. Mai, 02:22

Nun, auf das Internet bezogen gehe ich davon aus, daß 70 Prozent der Inhalte illegal oder moralisch fraglich sind. Das beginnt beim Einbau von fremden Bildern auf der Homepage, das Veröffentlichen von Songtexten ohne Genehmigung, geht weiter über diverse pornographische Darstellungen ohne 100 %ige Altersverifikation bis hin zu illegalen Inhalten. Und selbst die AGB vieler Inetshops sind gewöhnungsbedürftig. Und im realen Leben ? Viele mogeln sich irgendwie durch oder haben schon mal einen Moment eigenen amoralischen Handelns erlebt. Moral ist eine Konvention, die man immer häufiger in Einzelfällen geneigt ist, nicht für sich selbst gelten zu lassen. Und auch ich spreche mich davon nicht frei. Allerdings hat sich die Moral anscheinend auch in den letzten Jahrzehnten verändert und das Augenmerk wieder verstärkt auf die Kleinen gerichtet, während die Großen nicht nur tun dürfen, was sie wollen (denn das gab es seit jeher), sondern regelrecht dazu) ermuntert werden oder zumindest im Nachhinein gerechtfertigt. LG tinius

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