Manchmal schützt Unwissen durchaus vor Straffähigkeit…
…denn der eine oder andere ist so einfallslos, dass er gar nicht weiß was es so für organisiertes Verbrechen gibt. Ich bin zwar nicht unbedingt der Vorstellung verhaftet, dass Verbrecher mafiös sich um den Müll von Neapel kümmern (unglaublich, dass die seit 13 Jahren schon dieses Problem haben!), aber irgendwie habe ich nie daran gedacht, dass es ganze Firmenzweige gibt, die sich auf Plagiat spezialisiert haben. Und zwar nicht ihn aufzudecken (wie es ihn ja auch gibt), sondern ihn zu begehen… und zwar vollkommen im legalen Bereiche, weil die Anbieter die ganzen Essays, Abschlussarbeiten und was auch immer nur als Beispiel einer Arbeit verfassen würden. Nee klar.
Manche Verbrechen kann ich gar nicht begehen, das hätte ich nicht gedacht, nicht weil ich nicht dazu fähig wäre in der Ausführung (wobei, meine Arbeit soll auch meine sein. Ganz mal von ethischen Grundsätzen abgesehen, das ist mein Kind, nicht ein Kuckuckskind), sondern weil ich gar nicht mitbekomme was alles möglich ist.
Aber es gibt ja Nachrichten wie diese, so dass ich erfahre, dass es noch (bald nicht mehr) möglich ist über Googlewerbung zu Anbietern zu kommen, die einem Arbeiten schreiben, die nicht von Anti-Plagiats-Programmen aufgedeckt werden könne. Wundere ich mich nur, dass nach solchen Versprechungen dann Argumente dieser Firmen ziehen, dass sie meinen alles wäre vollkommen legal, weil sie schließlich ihre Kunden darauf hinweisen, dass sie diese Arbeiten nicht als ihre eigenen Arbeiten ausgeben sollen?
Das stimmt, wenn es um die Nutzungsrechte geht. Aber die Urheberrechte sind laut UrhG nicht übertragbar. Ein Urheber kann also anderen die Nutzungsrechte seines geistigen Eigentums gewähren, das ändert aber nichts an seiner Urheberschaft. Solange es sich um Firmentexte zu Pressemeldungen, Werbung, etc. handelt, ist das kein Problem, sobald aber eine wissenschaftliche Arbeit fertiggestellt wird, die per Definition die Urheberschaft des Autors verlangt, müssen die Urheberrechte gewährleistet sein, ansonsten ist es ein Plagiat (wenn z.B. der Vorstandsvositzende eines Konzerns behauptet, die Urheberschaft über Texte zu haben, die seine PR-Abteilung geschrieben hat, ist das im Übrigen auch ein Plagiat).
Und in dem Moment, wo eine vertragliche Vereinbarung umfasst, dass ein fremdangefertigter Text kein Plagiat ist, wenn man ihn als eigenes geistiges Eigentum ausgibt, ist der Vertrag rechtswidrig.
Aber ich glaube, das Problem ist, dass solche Anbieter ihre Angebote so geschickt ausformulieren können, dass sie rechtlich abgesichert sind. Es geht vielmehr um die moralische Verantwortung hinter solchen Angeboten, die Ai Hua angesprochen hat. Gesetze lassen sich bei sowas eher verbiegen als der ethische Anspruch.
Problem ist in dem Zusammenhang - glaube ich - vor allem die Reichweite. Dass mal ein Freund die ein oder andere Hausaufgabe für einen Schüler mitgemacht hat oder dass CDs an Freunde kopiert werden um sie mal in die Musik reinhören zu lassen, ist ja kein neues Phänomen. Das Problem ist, dass über das Netz der (zweckdienliche) Freundeskreis extrem erweitert wird und - wenn man die richtigen Wege kennt - auch gezielter gesucht werden kann. Und erst durch diese Masse wird es zum Problem, da überall dort, wo die Personenkreise zahlreicher werden, wirtschaftliche Interessen verstärkt auftreten.
Eine ganz andere Sache ist es aber mit dem Hinweis "das ist kein Plagiat". Wenn ein entsprechender Dienst wissenschaftliche Arbeiten (oder irgendwelche sonstigen Texte) anfertigt und behauptet (im Rahmen der Geschäftsbedingungen), es würde sich bei der unzitierten Weiterverwendung nicht um ein Plagiat handeln, macht sich strafbar. Denn ein Plagiat ist es immer dann, wenn der Verwender (ohne Nennung der Quelle) nicht die Urheberrechte hat, und die Urheberrechte sind immer beim wirklichen geistigen Urheber und nicht übertragbar (weder gegen Geld noch sonstwas). Selbst wenn der Anbieter also sagt, er würde keine Ansprüche erheben, bleibt das Urheberrecht bei ihm, ob er will oder nicht, und damit handelt es sich beim unzitierten Nutzen um ein Plagiat.
Bietet der Internetdienst unter Angabe dieser Tatsachen jetzt also eine solche Arbeit an, schließen sie einen illegalen Vertrag, und damit sollten sie auch im Internet dranzukriegen sein, zumindest sofern der Content Provider seinen Standpunkt im jeweiligen juristischen Bereich hat.