Samstag, 20. September 2008

Bin ich ein Philanthrop?

Also theoretisch mag ich Menschen. Es gibt Augenblicke, da bin ich von einer naiven, lächerlichen Freude erfüllt wenn ich an Menschen vorbei gehe oder wenn ich weiß, dass ich welche demnächst treffe. In diesen Augenblicken habe ich dann gewisse Gedanken und Gefühle im Taumel der Freude vergessen, die mindestens nach einem Tag Menschenkonsum aber durch den gloriolen, güldenen Schein, den die ganzen Menschen auf mich ausstrahlen, durchsickert. Ziemlich tintig und dunkel suppt es aus mir heraus, so eine dunkle Sache…mein Unterbewusstsein oder irgendeine der drei Wesenheiten (ziemlich wahrscheinlich die Seele), je nachdem welcher Theorie man mehr folgen will. Jedenfalls wabert, tropft etwas aus mir heraus, welche mir die Freude an anderen ziemlich verleidet und es ist etwas was ich immer mit mir herumtrage. Es ist das Ding welche mich in Gesellschaft trotzdem das Gefühl überkommen lässt, dass ich allein bin und einfach keine Verbindung herstellen kann. Gleichzeitig ist es, als hätte ich keine Haut und alle Personen könnten durch mich hindurchdefundieren. Ich sehe Gedanken, höre Gefühle, schmecke Wesenszüge, habe zu viele Augen.
Wahrscheinlich ist es dieser Overinput, dass aus mir diese Dunkelheit heraussprudelt, wie ein Ocktopus verschleiere ich mich, versuche mich darin selbst zu sammeln und ziehe mich im Dunklen zurück.
Es ist beschämend, dass ich eine Gruppe von Freunden eine weitaus geringere Zeit „ertrage“ als sie offensichtlich in Gesellschaft sein können. Wobei es tatsächlich schlimmer wird umso mehr Personen um mich sind. Bei einen, zwei, auch mal drei Menschen kann ich ohne Tinte auskommen…meistens jedenfalls.
Ich mag Menschen… aus der Ferne.

tinius - 20. Sep, 17:35

Das geht mir meistens nicht anders. Menschen finde ich nur in homöopathischen Dosen erträglich, dennoch gibt es genau das entgegengesetzte Ideal. Große Gruppen meide ich, wenn es sich einrichten läßt, aus Prinzip, alles über drei Menschen ist eine große Gruppe. Was sich unterscheidet, mag das gefühlte Fehlen der Haut sein. Das braucht es nicht, um mich unwohl zu fühlen. Allein der Versuch, sich in Beziehung zu setzen unter Beachtung von Realitäten führt recht schnell zu eher ernüchternden Erkenntnissen, die mich in meiner Wohnung geborgener fühlen lassen. LG tinius

mehrLicht - 20. Sep, 22:04

das gefühlte in-beziehung-setzen des egos mit der zumeist undefinierten menschmasse gegenüber löst wohl den rückzug aus. die menschmasse mag man nicht, weil man ihr keine authentizität unterstellt (grauenhafter höhepunkt bei mir vor drei wochen: wechseln eines flugzeuges auf dem flughafen von mallorca. ich wäre lieber umgestiegen wie mein koffer, anonym im untergrund) -- bei der kleingruppe "freunde" würde ich eher gesunden egoismus als grund finden, den kann man natürlich auch perspektivisch negativer als mißtrauen oder überheblichkeit formulieren. merkwürdigerweise reduziert sich in anderen ländern diese abschottung. deutsches problem?
AiHua - 24. Sep, 16:52

der koffer befand sich allerdings auch unter "seinesgleichen"... ob das abschotten nur ein deutsches problem ist... hm, keine ahnung. ich weiß jedenfalls, dass ich in meiner familie damit alleine stand. Meine Bruder wollte selbst, dass ich ihm Gesellschaft leiste wenn er Hausaufgaben machte...
vonWegen (Gast) - 21. Sep, 02:45

Nein, vermutlich bist ein Misanthrop. Nur diese Grundstimmung bei einigen Menschenkennern lohnt den Rest an Philanthropie, den man sich leisten sollte.

AiHua - 24. Sep, 16:55

Ich glaube manchmal wäre es einfacher, wenn ich mehr als nur die Grundstimmung hin und wieder aufbringen könnte.
NeonWilderness - 24. Sep, 19:21

Also meine Meinung dazu ist: Besser Philanthrop als Philatelist! Aber das muss jede/r selbst entscheiden. *g
vonWegen (Gast) - 26. Sep, 00:53

Mehr als nur die Grundstimmung hieße – was? Reicht es nicht, ein Menschenfeind zu sein? Ach, Ai Hua. Das Schlimme an der Misanthrophie ist doch, dass man sie nicht pflegt, ohne sich selbst ein Feind zu sein. Und wer ist das schon freiwillig?
tinius - 26. Sep, 03:30

Wenn ich mich als Bücherblog oder als Bücherwesen definiere, kann ich Menschen grunsätzlich hassen, ohne mich gegen mich selbst emotional engagieren zu müssen. ;) Man kann aber, um ernst zu werden, die Gattung Mensch hassen, doch gleichzeitig Einzelne lieben, mögen, schätzen. Umgekehrt sind mir Menschen mehr als suspekt, die die Menschheit zu lieben vorgeben, den Einzelnen aber mit Füßen treten... LG tinius
vonWegen (Gast) - 27. Sep, 00:07

Wenn der Mensch an sich hassenswert ist, mit welchem Recht dürfte man sich selbst von diesem Hass ausschließen?
sjAlfur - 26. Sep, 07:27

ich kenne das genauso. zumindest hatte ich das problem lange zeit. das hat (in meinem fall) aber nichts mit misanthropie zu tun, sondern mit paranoia. und je weiter man es schafft sie abzustellen, desto einfacher wird der umgang mit menschen, wobei es dabei stark drauf ankommt, wie lange man die menschen um einen herum kennt und wie weit man eine emotionale distanz aufrecht erhält, die einen vor der (nicht selten grundlos eingebildeten) zurückweisung schützt.

nicht jedes problem muss mit der menschheit an sich zu tun haben, manche liegen auch direkt in einem selbst, denke ich.


vonWegen (Gast) - 27. Sep, 00:04

Paranoia ist ein schönes Beispiel. Die kannte ich auch mal sehr gut. Interessant, wenn sich irgendwann aus der panischen Wahrnehmung heraus schält, dass Paranoia Angst vor dem Unbekannten in einem selbst ist. Für mich eigentlich ganz naheliegend, dass das mit der Menschheit zu tun hat (zumindest schattenhaft), da sich der Paranoide als ein halber Mensch vor dem ganzen Menschsein ängstigt.

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