„Wenn das so ist, dann ist das eben so.“
Fuck, habe ich wirklich gerade diese Pseudowahrheit von mir gegeben? Ich werfe die Zigarette in das Wasser. Eine pseudocoole Handhabung, passend zu meiner Weisheit des Tages.
Am liebsten würde ich meinen Kopf wegen dieser Blödheit gegen die Brückenbrüstung schlagen, ich könnte mir ein paar Zähne ausschlagen, wie in diesem Film von der Selbstzüchtigung eines Hawaiianers… keine Ahnung was das für ein Film war, er war schwarz-weiß.
Was soll ich ihr noch wirklich ernsthaft sagen? Seitdem ich sie kenne dreht es sich eigentlich immer um sie und ihr Problem. Und ich habe längst gelernt, dass sie das als Lebensinhalt benötigt und genießt. Sie genießt diesen Scheiß. Und ich bin so ausgesaugt, dass ich nur noch faden Papp von mir geben kann…
Trotzdem finde ich langsam daran Gefallen und ich setze mir trotz der drohenden Regenwolken die Sonnenbrille auf, die ich mal einem Zuhälter geklaut habe, nachdem er mir angeboten hat mich in seinem Harem aufzunehmen. Ich sollte seiner Meinung nach rosa tragen oder auf Japanisch tun mit Schuluniform. Huch?
Sie nickt nur, wahrscheinlich hört sie mir gar nicht zu und bekommt auch gerade nichts von meinem pornösen Weisheits-Trip mit.
Obwohl es schmerzt, wächst mein Vergnügen noch, als ich den Kragen meines Hemdes hochschlage und natürlich mit einer Hand noch zwei Knöpfe mehr öffne und dann mich mit dem Ellenbogen abstütze und sie wippend betrachte. Ich wünschte, ich würde Cowboystiefel ohne Socken tragen, naja, ich beuge mich einfach ein Stück weiter vor und spucke der Zigarette ins brackige Wasser nach und bin mir bewusst, dass meine Shorts durch die Haltung so rutschen, dass man mehr Hintern sehen kann und warte auf meinen Einsatz.
Sie seufzt, da ist er also.
„Du solltest dich nicht dagegen wehren was dir dein Innerstes offenbart.“
Mir wird schlecht, aber ich setze noch einen drauf.
„Mensch, sei du selbst!“
Sie seufzt wieder, aber weil mir gerade nur einfällt ‚Du hältst doch die Wolken nicht auf, indem du ein Schiff baust’ und ich weiß, dass selbst sie in diesem Zustand weiß, dass ich eine Rolle spiele, höre ich ihr wieder zu. Vielleicht um mich inspirieren zu lassen.
Sie zieht diese Blabla-Nummer seit Ewigkeiten alle paar Tage ab.
„Ich würde ja so gerne, aber kann ich das tun?“
Ich brummle etwas von „Joa sicher“, während ich mir eine weitere Zigarette anstecke. Ich halte sie zwischen Daumen und Zeigefinger.
„Weißt du, ich denke immer nur an andere und was sie von mir denken wenn ich sie verletze“, sie lacht leise auf und fährt fort. „Du brauchst mir nicht zu sagen, dass ich zu selbstlos bin. Ein Drang den ich einfach nicht überwinden kann.“
Meine Augenbrauen gehen hinter der riesigen getönten Sonnenbrille hoch und ich stelle sie mir im Maria-Theresia-Outfit vor, etwa so glaubwürdig, dass sie auch der Zuhälter „unter Vertrag“ nehmen würde, nämlich gar nicht. Eine Hure im Heiligengewand ist ein Spiel, aber eben nur ein Spiel.
„Ja, aber du musst dich eben auch mal durchsetzen. Nur an dich denken, deinen Weg gehen.“
Ich ziehe an der Zigarette und richte mich jetzt etwas auf um lässig Stärke und Ernsthaftigkeit zu mimen.
„Was hast du schon zu verlieren was deinen Gewinn übertrumpfen könnte?“
„Ja genau, du hast so Recht!“
Die lange Schilderung um ihr ewig neues Problem blende ich aus, damit ich die nächste Weisheit vorbereiten kann.
Ich nicke als nur, während ich auf meinem Einsatz warte, dann, „Du musst mal endlich standhafter sein, dich wirklich wehren ohne Verlustängste.“
„Ja, ich muss endlich mal nur an mich denken. Immer bin ich nur für andere da und höre mir ihre lächerlichen Probleme an, während ich einfach im Sumpf versinke und niemand mir hilft, sich Zeit nimmt“, sie redet weiter und ich schalte auf Meerrauschen um und schaue nur auf ihren Mund, der ganz bezaubernd sein könnte.
Bei diesem Gedanken vergesse ich meinen Einsatz und sage das Erstbeste was mir einfällt.
„Du hältst doch die Wolken nicht auf, indem du ein Schiff baust!“
Sie nickt erst, dann wendet sie sich mir zu und runzelt die Stirn.
„Wo von redest du eigentlich?“