Samstag, 5. Juli 2008

Soap, irgend eine Folge der ersten Staffel (haben die überhaupt Staffeln?)

Im Leben eines Jugendlichen am Ende der Welt in Örtchen, in denen es als Attraktion gilt wenn der Nachbar die Müllabfuhrpläne nicht im Kopf hat und morgens nur in Unterhose mit verrutschten Eingriff und Gummistiefel dem Mülllaster mit seiner Tonne im Schlepptau hinterher rennt, also da kommt es eben dazu, dass er zu allen möglichen öffentlichen Events geht, obwohl er diese total verachtet und schrecklich findet.
Angefangen von Osterfeuern mit schrecklicher Musik, die gerne damit enden, dass die letzten sechs Leutchen durch die verglühende Pracht stapfen und irgendein Vollidiot versucht zu testen ob er soviel Spiritus in sich hat, dass er mit seinem Urin das ganze Zeug wieder zum Lodern bekommt, bis zu öffentlichen Besäufnissen mit derbe hässlichen Gogotänzern (mit so schrecklichen Klamotten, dass man glücklich ist, dass sie sie im Laufe des Abends von sich werfen) und viel Alkohol und vielleicht noch etwas mehr Alkohol.
Auf letzteren stand ich mit einem Freund (er hieß ¥ und wenn man an ihn denkt sieht man sofort Gelb, nicht etwa Post- oder FDP-Gelb, sondern Twingo-Gelb), grenzdebil grinsend Leute betrachtend, während die zwei T’s sich gerade „kunstvoll“ auszogen um den Tänzerinnen an der Stange mal zu zeigen wie es richtig ging. ¥ und ich gehörten zusammen, wir teilten uns nämlich das Bier. Eine Bekannte, die gerade vorbeigeschwankt kam, während wahrscheinlich die Toten Hosen liefen oder aber auch Eurodance, hatte vergessen, dass sie ihren Freund suchte und fragte mich lieber schreiend, ob ich nicht etwas dagegen hätte, dass mein Freund (einer der beiden T’s) sich gerade auszog. Und gar nicht meine Antwort abwartend, hinzuzusetzen, ob mich nicht seine Unterwäsche abtörnt… Na ja, er hatte wenigstens nicht die an mit den Polomotiven! Er war ein Neo-Nature-Punk, der alles solange trug bis es wirklich zugrunde war und darüber hinaus und auch die Geschenke seiner Mutter so auf viele Jahre in fragwürdigen Ehren hielt. Er grinste mir gerade zu, als er dem andern T kniend den Gürtel öffnete. Aber nur kurz, er war auf Jagd.
¥ nahm mir die leere Bierflasche ab, er war dran neues zu holen. Das gab Dore, meine Kindheitsfreundin, die Gelegenheit mich in Beschlag zu nehmen. Sie war betrunken. Also betrunkener als ich (allerdings nicht so betrunken wie die Typen, die auf der Tanzfläche schliefen) und sie raunte, mehr gesagt schrie mir direkt ins Ohr, dass sie mit einem Typen nach Hause fahren würde. Ich nickte, zog aber die Augenbrauen etwas kritisch zusammen, als sie meinte, dass er angeboten hätte, dass sie bei ihm NUR schlafen könnte. Ihr ist an diesem Abend nämlich aufgefallen, dass sie vielleicht doch nicht bei ¥’s geistigem Seelenverwandten schlafen konnte, weil er nämlich immer noch mit einem Mädchen zusammen war, die er mit Dore betrogen hatte und gar nicht daran dachte irgendwann mit ihr zusammen zu kommen. Ich war gleichzeitig amüsiert und zornig. Klar musste sie sich verlieben, klar war auch, dass sie gar keine Chance hatte und noch klarer war, dass sie sich da weitaus mehr hineinsteigern würde. Aber das ist eine andere Geschichte. Eine Geschichte, die nur darauf wartet erzählt zu werden.
Ich machte sie darauf aufmerksam, dass er vielleicht sie nicht nur bei sich schlafen lassen wollte. Sie verneinte, das würde der bestimmt nicht, der junge Herr hätte nämlich eine Freundin… Ich machte sie nicht auf ihre erst kürzlich gesammelten Erfahrungen aufmerksam und wünschte ihr eine gute Nacht.
Zeit die Sache aus Dores Sicht zu sehen, also doppelt, oder vielschichtiger und deshalb sehr viel komplizierter, soweit man versuchte den Geist einzuschalten. Sie schaltete ihn also gerade aus, als sie quer über die Tanzfläche wankte, von anderen wankenden Körpern aufrecht gehalten.
Da stand er, er war blond. Gut, er sah eindeutig annehmbar aus und er lächelte eigentlich ganz nett. Wie hieß der eigentlich? Tom, Tobias, oder Dieter oder Detlef… vielleicht auch Peter oder Paul? Einer von den Namen war es sicherlich. Frank?
Er hatte schon seine Jacke an und nahm sie bei ihrem Arm, es wäre nicht weit bis zu dem Haus, in dem er mit seiner Mutter unter dem Dach zur Miete wohnte.
Oh, sie waren schon da? Eben hatte sie gerade über Asphalt nach gedacht und schon standen sie vor einer Haustür im zweiten oder dritten Stock.
In seinem Zimmer waren die Wände gelb vom Rauch, er zündete sich auch gleich eine Zigarette an und bot ihr auch eine an, während er sich auf das Bett fallen ließ.
„Meine Mutter ist nicht da, die stören wir also nicht.“
„Wobei auch“, sagte sie heiser nach dem Schreien im Musiklärm. „Wir wollen ja nur schlafen.“
„Ja“, nuschelte er, während er sich das durch geschwitzte Shirt auszog. Die Zigarette hatte er auf die Kante seines schon verkohlten Nachtschränkchens gelegt, der Aschenbecher daneben war zu voll.
„So voll wie ich“, nuschelte sie und sie ließ sich auf der anderen Seite des Bettes fallen. Über ihnen war eine bedrückende Dachschräge mit Blümchenmuster und Nikotinflecken.
„Hm?“, fragte er, die Zigarette wieder aufnehmend, er streifte sich gerade die Schuhe von den Füßen. Es störte ihn anscheinend nicht, dass sie dreckig vom Morast draußen waren und Streifen auf dem Bettzeug hinterlassen hatten.
„Findest du nicht, dass Blümchen vielleicht nicht so wirklich zu dir passen?“
„Ist das Zimmer meiner Mutter.“
Dore ließ sich in die Kissen sinken und überlegte, ob sie im Rucksack noch einen Kleinen Feigling hätte.
„Äh, lass mich zusammenfassen: Du hast eine Freundin, die heute Geburtstag mit ihrer Familie feiert… und du willst mit mir im Bett deiner Mutter schlafen. Bist du sicher, dass deine Mutter heute nicht nach Hause kommt?“
„Genau.“
Dore überlegte, ob er vorhin auch so schweigsam war.
„Na nur gut, dass wir nur schlafen wollen. Würde deiner Freundin sonst nicht gefallen und deiner Mutter wohl sonst auch nicht… sonst…“
Etwas schlecht gelaunt nickte er nur und machte das Licht aus. Dore zog sich die Hose im Dunkeln aus und schlüpfte unter die Decke.
„Ich schlaf hier andauernd mit meiner Freundin, die hatte daran nie etwas auszusetzen!“, sagte er verdrossen nach einem zehnminütigen Schweigen hinein und wendete sich Dore zu um sie an der Schulter zu fassen. Dore drehte sich ihm zu, sie hatte nicht ihre Brille auf, so dass sie ihn in der Dunkelheit noch weniger erkennen konnte.
„Äh, Dennis…“, stotterte sie.
„Ich heiße nicht Dennis“, unterbrach er sie, „Du kannst mich aber nennen wie du willst“ und er rückte dabei näher.
„Äh, was ist mit deiner Freundin?“
Während er an ihrem Halsausschnitt spielte meinte er wegwerfend. „Das läuft nicht mehr so gut zwischen uns.“
Das glaubte sie ihm ohne zu zögern.
„Tja, sag mir Bescheid, wenn du mit ihr auseinander bist“, dann drehte sie sich um und schlief auch sofort ein. Einschlafen war immer die beste Verdrängung.
Wochen später traf sie ihn wieder, sie hatte die ganze Zeit versucht ihm im Raum auszuweichen. Felix vielleicht? Sie überlegte krampfhaft wie er hieß. Das erste was er sagte war. „Ich bin solo.“
„Top“, sie hielt sich an ihrem Glas fest.
„Sag mal, willst du mit mir baden gehen?“
„Äh, im Schwimmbad?“
„Nee, bei mir zu Hause. Ich hätte da voll Lust drauf. Also ich will nichts von dir, brauchst keine Angst zu haben. Ich will nur mit dir baden. So ganz unverbindlich, nur dein Körper und meiner im warmen Wasser.“
Nee klar.
„Danke, aber ich bin mit Freunden hier“, sagte Dore, drehte sich um und ging.

Edit: Habe mich weitergebildet. Staffeln gibt es also nicht... hätte ich mir auch denken können.

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