an sich auch nur so ein Beispiel
Nach Erzbischof und Kardinal Meisner eben noch ein anderes Beispiel. Eva Hermann, keine Ahnung ob sie jetzt demnächst auch noch auf christlich umschwenkt oder es in einigen Kapiteln schon längst getan hat, denn ich lese ihre Bücher nicht, aber ich kenne ihre Äußerungen in den Medien sonst ganz gut. Es ist immer wieder ein schmerzliches Vergnügen zu sehen was sie so von sich gibt.
Wie ja alle wissen hat sich der NDR von Herman getrennt, wegen positiver Äußerungen zum Nationalsozialismus. An sich hat sie nicht viel anderes vorher auch gesagt, nur, dass sie da nicht den Nationalsozialismus vorher genannt hat. Die Konsequenz der Untragbarkeit kam aber erst mit der expliziten Nennung. Dabei ist ihre Aussage so verquast, dass sie mich an meine eigenen Texte in schlimmer erinnert. Wenn ihr eigentlich gar nicht wisst was sie gesagt hat, dann würde ich euch diese Lektüre wirklich empfehlen.
Frau Hermans Problem scheint mir ein zweifaches : fehlende Fähigkeiten im Denken und fehlende sprachliche Fähigkeiten, vor allem in der klaren Formulierung. Letztere resultiert zumeist aus ersterem. Und eben da liegt auch das politische Problem ihrer Äußerungen : verquastes Denken, das alles instrumentalisiert, was der eigenen These nutzen könnte, ohne die nötige Trennschärfe zu entwickeln.
Das Transskript wurde ja von ihrem Verlag zur Verteidigung vorgelegt (und ist damit zumindest nicht unmittelbar als journalistischer FauxPas zu verantworten). Aber es offenbart mir zweierlei : die Frau weiß nicht, was sie redet und vermag es nicht, grammatikalische und inhaltliche Bezüge zu ordnen, ohne Widersprüche zu fabrizieren und ihr scheint durchaus bewußt, daß sie dort vermintes Gelände betritt, hält es aber für historisch notwendig, ohne aber zu deutlich werden zu wollen und dann die Konsequenz tragen zu müssen. (Was dennoch gründlich schief ging.)
Zudem würde ich davon ausgehen, daß ihre Bücher von einem Ghostwriter in die aktuelle Form gebracht wurden, da sie auch in schriftlicher Form nicht in der Lage sein dürfte, eine gut zu lesende und stringente Argumentation zu verfassen. Dazu sind die Aussetzer doch zu großflächig. Fraglich bleibt auch, was jemand mit dem Bildungshintergrund eines Eckkneipen - Stammtisch - Besuchers nach sieben halben Litern Bieres der Gesellschaft zu sagen hätte, das mehr als Authentizität der benachteiligten Schichten vermitteln könnte. LG tinius
Ich würde jetzt gerne auch noch das Gespräch selber hören und sehen, denn es gibt ja Situationen in dem man verbal mit sehr wenigen Sätzen oder so was in der Art trotzdem genau das ausdrücken kann was man sagen will. Kann sein, muss aber nicht. Ich glaube eher, dass das in diesem Fall nicht zutrifft, schließlich ist das alles irgendwie einfach schlecht. Aber wie gesagt, ich kann nicht 100% sagen was sie sagen wollte, was ja durchaus auch schonmal eine Aussage ist, wie Du auch schon geschrieben hast.
Ähm, ja... als "journalistisch unfair" meinte ich auch den Verlag selbst, der diese Niederschrift in den Umlauf brachte...
Davon abgesehen, sehe ich das prinzipiell zwar auch so (oder ähnlich) wie du [tinius ist gemeint...], dass die gute Frau um der Publicity Willen drauf los geredet hat, ohne sich vorher darüber im Klaren zu sein, was sie eigentlich aussagen will. Ich denke auch, hier ging es genau um dieses Setzen von Reizwörtern.
Auf der anderen Seite würde ich es mir aber auch nicht so einfach machen und den Vergleich mit dem Stammtischphilosophen ziehen, denn Eva Hermann war selbst lange genug Teil der Medienmaschine, dass sie sich sehr wohl über einige Mechanismen im Klaren sein muss. Es dürfte auch nicht reiner Zufall sein, dass sie Nachrichtensprecherin war und jetzt eine Präsentationsfläche in den Medien hat, die über die Hörweite des Stammtisches hinausgeht. Auch würde ich ihr nicht die Fähigkeit zu formulieren absprechen, ohne sie näher zu kennen, ob sie nun Ghostwriter hatte oder nicht...
Ich denke, dass sie als Privatperson (und dazu gehören ihre Fähigkeiten) vollkommen irrelevant ist. Wichtig ist das, was uns als öffentliches Bild geboten ist. Und da ist sie angreifbar über ihre Meinung, über ihre Polemik oder den Opportunismus zur Vermarktung ihres Buches. Ihr Bildungshintergrund (über den wir uns kein Urteil erlauben sollten, wenn wir sie nicht weiter kennen...) ist dabei weitestgehend irrelevant.
[Zudem auch Menschen ohne umfassende Bildung durchaus richtige Gedanken haben können. Und Menschen mit großer Bildung den größten Mist verzapfen können... letzteres habe ich bisher eher bei Eva Hermann angenommen... natürlich ebenso wenig fundiert...]
PS: Aber mal eine ganz andere Sache: Warum wird sie teilweise Herrmann, teilweise Herman und teilweise Hermann geschrieben...?
ich frage mich nur, ob du die frau wirklich so gut kennst, dass du dir so ein urteil anmaßen darfst... und selbst wenn das nur deine eigene meinung ist, hat sie ebensoviel oder so wenig berechtigung wie die meinung anderer, eingeschlossen die eva hermans. also entweder sind alle meinungen diskutier- und angreifbar, oder gar keine...
was ich damit letztlich sagen wollte ist, dass man ihre meinung auch diskutieren kann, ohne beleidigend zu werden, und das unterstellen mangelnder bildung oder ähnliches ist eine beleidigung, oder zumindest unsachlich. es sei denn, sie ist wirklich fundiert, aber dann sollte man auch sagen, worauf man solche unterstellungen aufbaut.
ich bin strikt gegen die meinungen, die eva herman vertritt (zumindest die, die momentan öffentlich diskutiert werden), aber gegenargumente auf "die kann nichts, die ist doof, ich bin schlau, hau ab!" aufzubauen, bringt in meinen augen nichts...
ist natürlich auch nur meine meinung... muss man jetzt nicht diskutieren...
Man bewegt sich also in so einer grauen, nebligen Masse, der Schritt dahin kann aber unheimlich ergiebig sein. Rennen würde ich im Grau trotzdem nicht.
ehrlich gesagt weiß ich danach auch nicht unbedingt, was sie gesagt hat... erst gibt sie dem nationalsozialismus und den 68ern die schuld, dann distanziert sie sich etwas verquer von hitler, und reduziert die schuld (scheinbar?) nur auf die 68er...
man muss dazu sagen, dass es journalistisch ein mehr als unfaires mittel ist, gesprochenes wort unredigiert als rede abzudrucken. aber aus dem wortlaut einen klaren vorwurf der nazi-familienpolitik-sympathie zu machen, finde ich etwas gewagt, denn das würde voraussetzen, dass man klar verstanden hat, was sie da sagen wollte.
ich glaube ganz einfach, dass es dem ndr schon lange zuviel war, aber er einen rausschmiss ja auf mehr als nur auf "gegenläufige meinung" stützen musste, um es in der öffentlichkeit durchzubringen. da kam ein nazi-vergleich goldrichtig...
eigentlich hätte sich der sender vorher schon auf "gefahr für das unternehmensimage" berufen sollen, denn die stellte eva herrmanns meinung schon vorher da, denke ich. aber ich sehe schon ein, dass das weniger gutmeinende medien in den falschen hals hätten kriegen können.
[ich glaube, was die beiden fälle (hermann und meisner) gemeinsam haben ist, dass hier über das rote tuch "nazi-vergleich" der eigentlich sinnvolle inhalt der dahinter steckenden diskussion verloren gegangen ist...]
ps: andererseits auch mal ganz gut, den "o-ton" (oder das, was als dieser verkauft wird) zu lesen, und nicht nur die simplen schlagzeilen dazu...