Dienstag, 1. Juli 2008
Sonntag, 29. Juni 2008
Was mir gehört
Er ist müde, ich kann aber nicht mehr sitzen. Es reicht längst nicht mehr den Geist spielen zu lassen, ich muss Musik in der Brust spüren. Musik, die durch Haut dringt, die mein Blut so vibrieren lässt, dass mir schlecht im Magen wird, leicht im Kopf.
Ich trage Bernsteinohrringe zu einem bodenlosen schwarzen Kleid, die Träger meines BH’s sind schwarzpink, ich grinse meinem Spiegelbild zu, als ich die Schuhe überstreife. Stiefel mit Stahlkappen, ich weiß was ich vor habe. Das letzte Lächeln des Abends, ich streiche ihm über die Stirn und schleife die Tasche mit Ausweis, Geld für Alkohol und Eintritt hinter mir her. Ich benötige keinen Schlüssel, wenn ich wiederkomme ist er wieder wach.
In der U-Bahn lese ich Noten und ignoriere den Jungen gegenüber, der Haarspray mit Hilfe einer Plastiktüte schnüffelt.
Auf dem Fabrikgelände laufe ich an Stripbars und kotzenden Nachtvergnüglern vorbei um schließlich an der Fabriktür mit einem freundlich grinsenden Russen stehen zu bleiben. Jedenfalls lässt mich seine Fahne hinter dem Hocker das deuten. Er will meinen Ausweis sehen, bevor ich ihm das Geld rüber schieben kann und dafür einen verrutschen Stempelaufdruck auf meinen Puls gedrückt bekomme. Der Typ ist sicher jünger als ich. Aus dem oberen Stockwerken höre ich Patricks Wolf Bearbeitung von Annies Helpless Fool for Love etwas matschig nach unten tropfen. Und ich frage den Türsteher, ob ich meine Tasche bei ihm lassen könnte. Er nickt. Wenn man irgendwas in einem Club möchte, sollte man sowieso immer die fragen, sie schlagen einem selten etwas ab. Außer wenn man den Perso vergisst…
Ich laufe das voll gekritzelte Treppenhaus hoch, ganz oben stehen verschiebbare Kleiderständer, mit denen gerade ein paar Leute sich gegenseitig hin und her rollen. Ich stemme die Feuertür auf. Ich bin nach dem Halogenleuchten fast blind, in flackerndes Rot und gelegentlichem Grün gebadet. Der DJ spielt jetzt House. Ist mir egal, ich besorge mir etwas zu trinken, der Barmann empfiehlt Wodka mit Cranberry, dann gehe ich auf die Tanzfläche und fange an zu tanzen. Obwohl der Laden voll ist, sind nicht viele Leute auf der Tanzfläche. Mir egal. Für Menschen ist später noch Zeit.
Und ich muss auch nur zwei Lieder warten, dann kommt etwas was für mich aufgelegt scheint.
Ich singe mit, weil ich weiß, dass mich sowieso niemand hören kann. „…this was everything I had wanted but now I’m alone and angry…” Als der Jazzteil kommt, verschwinden noch ein paar von der Tanzfläche, mehr Platz für mich. Red Snapper ertönt städtisch und lässig, meine Schultern und Arme das Saxophon, meine Hüften der geslappte Bass, meine Füße der beschwingte Beat. Nach Hot Flush bin ich total durchgeschwitzt, meine Haare fast komplett haltlos trotz Zopfband. Die Tanzfläche füllt sich wieder und noch mehr. Warme Körper berühren sich, wenn es unangenehm wird, ertanze ich mir Freiraum, ich schaue niemanden ins Gesicht.
Nach mehr als einer Stunde verlasse ich den Club, gehe weiter durch holprige Asphaltgassen und an dampfenden Imbissbuden vorbei. Dann diesmal eine Kellertreppe und keine Kontrolle des Ausweises.
Es ist schon spät, die Leute sind aggressiv, als ich komme kommt es fast zur Schlägerei. Genau deswegen bin ich hier. Die meisten Frauen tanzen am Rand, ich nicht. Das billigstes ist Bier und das Wasser auf der Toilette aus dem Wasserhahn.
Bei frickligen Gitarren werfen sich die Körper durch den Raum. Ich werde ebenfalls aggressiv, nachdem ich den dritten Ellenbogen ins Gesicht bekomme und Blut schmecke. Zeit es ihnen heimzuzahlen. Wenn ich besonders heftig jemanden erwische wenden sie sich manchmal um, mit wutverzerrten Gesichtern, sehen dann mich und lächeln mir zu. Ich nicke. Ich bin nicht hier um mich zu kloppen, ich bin hier um mich abzureagieren. Und wegen der Menschen. Hier kann ich nicht genug in Gesichter sehen, Haut, die kurz zwischen Shirt und Gürtel sichtbar wird, der Haaransatz im Nacken. Als die DJ’s sich wechseln klingt die Wut langsam ab, die Rhythmen werden ausgefallener. Ich kenne nur die Hälfte der Musik.
Ich bleibe bis das Hauptlicht angeschaltet wird, ich habe schon auf den Weg nach Hause einen Kater und weiß nicht ob ich mich über die Vögel freuen soll, die längst den Morgen begrüßen.
Freitag, 27. Juni 2008
Chichester Psalms
„Diese Psalmen sind einfach
– bescheidene Lieder,
tonal und melodisch,
beinahe bieder,
für aufrechte John Cager garantierte Tortur,
mit Tonika und Dreiklang in simplem Es-Dur“
Eigentlich eine heftige Untertreibung in Dichtform vom Komponisten Leonard Bernstein selber. Denn die Suite ist alles andere als einfach in der Komposition und höchst anstrengend für die Musiker. Irreguläre Taktwechsel (z.B. 10/4, 7/4) und eine höchst anstrengende Stimme für die Tenorstimme im Chor lassen die Suite nicht einfach zu einem bescheidenen Liedchen werden.
Aber vielleicht hat der ein oder andere an seine Musikstunden gedacht. Ich weiß jedenfalls noch genau, wie mein Musiktheorielehrer die berühmten Takte der Westside Story klopfte und wir sie aufschreiben mussten. Nur eine in der Klasse setzen den Wechsel ein, wir anderen quälten uns mit den Pausen ab…
Wenn man also an die Westside Story denkt, dann weiß man vielleicht, dass diese Oper eher als Musical am Broadway bekannt geworden ist. Leonard Bernstein verband vollkommen unbekümmert Musical mit so genannter „ernster Musik“, ließ in seine symphonische Musik Jazz und südamerikanische Folklore einfließen und hatte damit auch viel Erfolg, allerdings auch ebenso viele Gegner. Andere Dirigenten weigerten sich seine Musik zu spielen, weil er Populärmusik machte, völlig unzeitgemäß der Tonalität nachging… böswillig also Kitsch, abgeschmackter, leerer Pop, nur gut anscheinend für die Masse.
Und über Chichester Psalms sagt er dann auch selber:
„[Es ist] vielleicht die tonalste Partitur, die ich je geschrieben habe.“
Anbetracht der Zeitumstände verrät das eingangs zitierte Gedichtchen seinen Sinn.
Aber Bernstein war ansonsten überhaupt nicht bescheiden, tritt er doch nicht nur für die tonale Musik, sondern auch für den Jazz und die populäre Musik mit den Worten ein:
„Ich bin nicht einverstanden, wenn die populäre Musik als Ganzes auf eine niedrigere Stufe gestellt wird: Eine Symphonie ist nicht besser als ein gutes Lied, nur weil sie eine Symphonie ist!“
(Wer jetzt noch anführen möchte, dass er sich gar nicht gegen die Wiederholung –das was ja meistens als Kitsch als verbraucht angeprangert wird- wendet, erscheint für jemanden, der sich in der Musikgeschichte, eigentlich der Geschichte der gesamten Künste etwas auskennt wohl zu trivial, um zu erwähnen, dass das totaler Schwachsinn ist.)
Chichester Psalms war eine Auftragsarbeit zu dem Chichester Musikfestival 1965, bei der ausdrücklich die Anleihen aus der Populärmusik gewünscht wurden. Und tatsächlich ist ihm das in der Vertonung der Psalme geglückt. Der Bischof von Chichester gab nach der Uraufführung beispielsweise an, er habe förmlich „David vor der Bundeslade tanzen sehen“.
Ich bin umso glücklicher, dass diese Auftragsarbeit mit diesem Wunsch vergeben wurde, denn das Thema, welches die Knabenstimme im zweiten Satz einführt stammt aus einer nicht verwendeten Komposition zu einem nie vollendeten Musical. Es ist eine der schönsten Melodien, die ich je gehört habe. Und das Thema der Männerchorstimme (ich weiß, er mochte lieber die Version mit dem ausschließlichen Männerchor, ich beziehe mich aber auf die mit dem gemischten Chor) stammt aus einer nicht verwendeten Passage aus der Westside Story.
Gesteigert wird diese emotional hochaufgeladene Melodik noch durch die dissonanten, sehr aggressiven Motiven, entweder im Wechsel oder ineinander anklingend.
Zu der Westside Story habe ich ein gespaltenes Verhältnis (nicht nur wegen der Musiktheoriestunden), aber Chichester Psalms ist für mich regelrecht süchtig machend. Und ich bin nur allzu gern bereit zuzugeben, dass ich der Populärmusik sehr zugeneigt bin.
Auf die Spitze getrieben
Zehn Dinge, auf die ich "voll abfahre"
- Chormusik. Einfach Zuhörer sein. Oder selber Teil eines großen Etwas zu sein. Eine Stimme setzt sich aus vielen Sängern zusammen und wiederum ein Lied besteht aus vielen Stimmen. Das ist einfach großartig. Und der Unterschied zum Orchester (was natürlich auch toll ist), ist eben die Stimme. Das was man alltäglich benutzt, um den PC zu beschimpfen, jemanden unaufmerksam zu grüßen… na ja, dass diese was anderes wird. Wobei natürlich auch Gesang alltäglich ist, aber dass viele sich zum Chor bilden benötigt etwas Einfühlungsvermögen.
- Nahezu schon zwanghaft, dass wenn ich ein Baby in die Hand gedrückt bekomme, es immer wieder über die Stirn streicheln muss. Der schönste Körperteil und nur für sehr kurze Zeit so schön. Fährt man sich selbst über diese Stelle, wird man merken, dass sie ziemlich knochig ist und die Haut womöglich auch die eine oder andere Falte aufweist. Bei Babys (es sei denn, es ist meine Pflegeschwester, weil sie als unterernährtes Frühchen zur Welt kam) ist das anders. Alles ist weich und glatt mit einer elastischen Grundhärte. Großartig.
- Jemanden so sehr mögen und vertrauen, dass man in schlechten Zeiten neben ihm einschlafen kann um des Schlafenswillens.
- Kunst.
- Für mich ist das Ornament kein Verbrechen.
- Interpretation.
- Die empfundene Selbstaufgabe/Selbstvergessen beim Lesen, Spielen von Computerspielen und Sehen von Filmen und Theaterstücken, sowie Betrachten von Kunstwerken.
- Wasser
- sich auf etwas einlassen
- Träume in denen man selbst nicht vorkommt.
Donnerstag, 26. Juni 2008
Dawn
Längst ist die Nacht vertrieben und auch wenn hier eher die Donner einem wecken als der Sonnenschein, benötige ich doch trotzdem keine Lampe mehr. Ich würde mal sagen, Zeit um ins Bett zu gehen... für mich jedenfalls, für euch ist es eher wohl Zeit aufzustehen (und für mich auch bald wieder).
"WAKE UP, oh that sunshine is shining in
LET's GO, i don't care who knows it
i'm an apple dripping man just like the
feet that tapped "take me home""
Schreibwerkstatt und Kurzschluss I
Mal wieder ist es soweit, die letzten Tage sind gekommen...
Jeder, aber auch jeder kann sich zu dem Juni-Anfangssatz der Schreibwerkstatt sich einen Text ausdenken, der da lautet:
Sie waren besser angezogen.
Noch habt ihr bis zum 27. bis 21 Uhr Zeit euch etwas einfallen zu lassen.
Ansonsten könnt ihr euch aber auch noch ein paar Texte zum Thema Rache durchlesen, die in einem neuen Blogprojekt entstanden sind, nämlich Kurzschluss, da es in diesem Monat startete einfach mit einer I als Anhängsel (hoy, auf das noch viele kommen mögen).
Als erstes haben bastiH, bellablog vom neubaublog, Patsy Jones und saripari sich geäußert. Mal sehen wer sich in den nächsten Monaten so zeigen wird.
Mittwoch, 25. Juni 2008
noch Geburtstag
Heute hätte Ingeborg Bachmann Geburtstag, eine Schriftstellerin, die vor allem mit ihren Gedichten bekannt wurde, allerdings auch Prosa verfasste, auch Oper und Librettitexte.
Und darum aus gegebenen Anlass aus ihrer ersten Veröffentlichung das namensgebende Gedicht Die Gestundete Zeit in einer Lesung der Autorin.
Aus einer Zeit, in der Bachmann ihrer Meinung noch nicht Gedichte schreiben konnte und es deshalb tat, denn 1963 sagte sie in einem Interview:
„Ich habe aufgehört, Gedichte zu schreiben, als mir der Verdacht kam, ich "könne" jetzt Gedichte schreiben, auch wenn der Zwang, welche zu schreiben, ausbliebe. Und es wird eben keine Gedichte mehr geben, eh' ich mich nicht überzeuge, daß es wieder Gedichte sein müssen und nur Gedichte, so neu, daß sie allem seither Erfahrenen wirklich entsprechen.“
Vielleicht hat sie deshalb auch selbst gelesen(?), denn eine Stärke was es offensichtlich nicht von ihr. Und trotzdem gehört Bachmann zu den Autoren, die ich mir immer wieder anhören kann, nein, vielmehr genau deswegen. Dieses Räuspern, an völlig falschen Stellen Atemholen, das Stocken, das zaghafte Krächzen der Stimme, das Vortasten, Vorfühlen in das Gedicht, das ist es was ich daran liebe. Nur deshalb habe ich gemerkt, dass Erklär mir, Liebe ein wundervolles Gedicht ist.
Ansonsten bleibt mir jetzt nur noch zu sagen:
„Lösch die Lupinen.
Es kommen härtere Tage.“
Du denkst das ist die Wahrheit?
„Wenn das so ist, dann ist das eben so.“
Fuck, habe ich wirklich gerade diese Pseudowahrheit von mir gegeben? Ich werfe die Zigarette in das Wasser. Eine pseudocoole Handhabung, passend zu meiner Weisheit des Tages.
Am liebsten würde ich meinen Kopf wegen dieser Blödheit gegen die Brückenbrüstung schlagen, ich könnte mir ein paar Zähne ausschlagen, wie in diesem Film von der Selbstzüchtigung eines Hawaiianers… keine Ahnung was das für ein Film war, er war schwarz-weiß.
Was soll ich ihr noch wirklich ernsthaft sagen? Seitdem ich sie kenne dreht es sich eigentlich immer um sie und ihr Problem. Und ich habe längst gelernt, dass sie das als Lebensinhalt benötigt und genießt. Sie genießt diesen Scheiß. Und ich bin so ausgesaugt, dass ich nur noch faden Papp von mir geben kann…
Trotzdem finde ich langsam daran Gefallen und ich setze mir trotz der drohenden Regenwolken die Sonnenbrille auf, die ich mal einem Zuhälter geklaut habe, nachdem er mir angeboten hat mich in seinem Harem aufzunehmen. Ich sollte seiner Meinung nach rosa tragen oder auf Japanisch tun mit Schuluniform. Huch?
Sie nickt nur, wahrscheinlich hört sie mir gar nicht zu und bekommt auch gerade nichts von meinem pornösen Weisheits-Trip mit.
Obwohl es schmerzt, wächst mein Vergnügen noch, als ich den Kragen meines Hemdes hochschlage und natürlich mit einer Hand noch zwei Knöpfe mehr öffne und dann mich mit dem Ellenbogen abstütze und sie wippend betrachte. Ich wünschte, ich würde Cowboystiefel ohne Socken tragen, naja, ich beuge mich einfach ein Stück weiter vor und spucke der Zigarette ins brackige Wasser nach und bin mir bewusst, dass meine Shorts durch die Haltung so rutschen, dass man mehr Hintern sehen kann und warte auf meinen Einsatz.
Sie seufzt, da ist er also.
„Du solltest dich nicht dagegen wehren was dir dein Innerstes offenbart.“
Mir wird schlecht, aber ich setze noch einen drauf.
„Mensch, sei du selbst!“
Sie seufzt wieder, aber weil mir gerade nur einfällt ‚Du hältst doch die Wolken nicht auf, indem du ein Schiff baust’ und ich weiß, dass selbst sie in diesem Zustand weiß, dass ich eine Rolle spiele, höre ich ihr wieder zu. Vielleicht um mich inspirieren zu lassen.
Sie zieht diese Blabla-Nummer seit Ewigkeiten alle paar Tage ab.
„Ich würde ja so gerne, aber kann ich das tun?“
Ich brummle etwas von „Joa sicher“, während ich mir eine weitere Zigarette anstecke. Ich halte sie zwischen Daumen und Zeigefinger.
„Weißt du, ich denke immer nur an andere und was sie von mir denken wenn ich sie verletze“, sie lacht leise auf und fährt fort. „Du brauchst mir nicht zu sagen, dass ich zu selbstlos bin. Ein Drang den ich einfach nicht überwinden kann.“
Meine Augenbrauen gehen hinter der riesigen getönten Sonnenbrille hoch und ich stelle sie mir im Maria-Theresia-Outfit vor, etwa so glaubwürdig, dass sie auch der Zuhälter „unter Vertrag“ nehmen würde, nämlich gar nicht. Eine Hure im Heiligengewand ist ein Spiel, aber eben nur ein Spiel.
„Ja, aber du musst dich eben auch mal durchsetzen. Nur an dich denken, deinen Weg gehen.“
Ich ziehe an der Zigarette und richte mich jetzt etwas auf um lässig Stärke und Ernsthaftigkeit zu mimen.
„Was hast du schon zu verlieren was deinen Gewinn übertrumpfen könnte?“
„Ja genau, du hast so Recht!“
Die lange Schilderung um ihr ewig neues Problem blende ich aus, damit ich die nächste Weisheit vorbereiten kann.
Ich nicke als nur, während ich auf meinem Einsatz warte, dann, „Du musst mal endlich standhafter sein, dich wirklich wehren ohne Verlustängste.“
„Ja, ich muss endlich mal nur an mich denken. Immer bin ich nur für andere da und höre mir ihre lächerlichen Probleme an, während ich einfach im Sumpf versinke und niemand mir hilft, sich Zeit nimmt“, sie redet weiter und ich schalte auf Meerrauschen um und schaue nur auf ihren Mund, der ganz bezaubernd sein könnte.
Bei diesem Gedanken vergesse ich meinen Einsatz und sage das Erstbeste was mir einfällt.
„Du hältst doch die Wolken nicht auf, indem du ein Schiff baust!“
Sie nickt erst, dann wendet sie sich mir zu und runzelt die Stirn.
„Wo von redest du eigentlich?“
Dienstag, 24. Juni 2008
Nachtgeräusche
Dachte gerade, dass die Dame schräg unter mir umgebracht wurde. Riss mir etwas erschreckt die Kopfhörer vom Kopf um sicher zu gehen und um dann mit einem Baseballschläger oder wahlweise einem fünfseitigen E-Bass runter zu stürzen um den Mörder zu stellen. Am Besten noch bevor meine Mithausbewohnerin tot ist.
Gut dass ich mir sicher sein wollte. Durch ihr rhythmisiertes Schreien war ich beruhigt. Irgendwie nehme ich nicht an, dass irgendjemand nahezu im Takt jemanden tötet und das auch noch mit Steigerung. Und wenn ja, dann ist das ein Könner und ich kann dann auch nichts dagegen machen. Ich meine Dilettant gegen Profi…
Etwas aus meinen vorherigen Gedanken gerissen höre ich der Nachbarin bei ihrem Nachfühlen des Orgasmus nach. Danach setze ich mir wieder die Kopfhörer auf und versuche nicht darüber nachzudenken, warum man sie eigentlich so selten hört wenn sie doch jetzt so ein lautes Organ unter Beweis stellt (die Musik schallt nicht gerade leise aus meinen Kopfhörern) und was das über ihr Sexleben wohl aussagt.
Vielleicht wollte sie sich aber auch nur dafür rächen, dass ich am Sonntag andauernd die Gesangsaufnahme vermasselt habe, so dass ich gut und gerne eine halbe Ewigkeit sie wahrscheinlich genervt habe, bei offener Balkontür natürlich.
Äh, ich wollte ja nicht mehr daran denken… wenn sie dann auch im Gegenzug nicht daran denkt dass ich...
Montag, 23. Juni 2008
Lieblingsstück
Auf die Frage hin welches Kunstwerk im jeweiligen Haus Münchens mein Lieblingsstück sei, weiß ich eigentlich nur eine Antwort für die Pinakothek der Moderne. Hot Rolles Common Steel, oder schlicht und ganz klar Steel Row von Carl André.
Meist noch von der Architektur überwältigt, nachdem man eine imposante Treppe hinter sich gelassen hat, muss man nahezu eine belanglose Kurve laufen, wodurch man nur noch mehr sich des Raumes bewusst und zu leicht die Skulptur aus geschwärztem Metall am Boden übersieht.
Wenn man aber auf das Werk aufmerksam gemacht wird, dann ist die Aufstellung in diesem Raum allerdings perfekt. Der Unterschied ist so gewaltig, dass man intuitiv versteht was Minimal Art ausmacht und André zählte zu einem der wichtigsten Anhänger.
Wie ein Teppichläufer liegen die zehn Metallplatten hintereinander. Schlicht und einfach liegen sie gleichwertig als ‚Stahlreihe’ da. Jedes Modul ist untereinander austauschbar.
Die 1968 entstandene ‚Bodenskulptur“ ist eine ganz typische Arbeit Andrés, immer wieder aufgegriffen und variiert.
Absichtlich hält er die Platten dünn, so dass die Skulptur fast nur noch zweidimensional ist und somit durch das Kunstwerk ein eigener Platz entsteht. Es ist, wenn überhaupt, auf den Umraum nur als Abgrenzung angewiesen.
Und anders als bei den meisten Kunstwerken im musealen Raum ist dieses nicht auf die Wahrnehmung weniger Sinne angewiesen. Ich liebe es die Steel Row abzuschreiten. Den Unterschied im Klang zu hören, den meine Schritte machen wenn ich sie ablaufe, der metallische Klang gegenüber den Steinfliesen im Museum. Man ist nicht nur Betrachter, nimmt an diesem Kunstwerk weitaus mehr teil als an manch anderem weitaus lauter schreiendem Werk in diesem Haus.
Ich kann und darf die Steel Row wie einen Weg ablaufen, sehe ihr Ende, aber auch ihre mögliche Weiterführung durch die Wiederholung in meinem Kopf. Und durch den Klang meiner Schritte wird mir noch deutlicher die eigene Position auf diesem Weg aufgezeigt.
Das Thema des Weges begleitete Andrés Werk, er beschreibt selber:
„Viele meiner Werke, [...] waren solche, die man als Fußwege bezeichnen könnte [...]. Sie waren gleich Straßen, sicher nicht fixierte Ausblicke. Ich denke, eine Skulptur sollte einen unendlichen Blickpunkt haben.“
Und nicht nur mit diesem Ausspruch beweist er seine Verwandtschaft zu Brancusis Unendlichen Säulen. Doch anstatt sich, wie die Säulen, in die Höhe zu erheben, die man geistig nach unten und oben fortsetzen kann, bleibt André mit der Steel Row auf dem Boden und deutet das Prinzip für die Horizontale an.
Samstag, 21. Juni 2008
Okay... so langsam...
wird's was... jedenfalls verändert es sich. Da ich nicht Scotty bin (so hieß der Mechaniker... oder war der jetzt nur zum Beamen da?), dauert das alles länger. Denn wenn ich sage, dass ich etwas länger benötige, dann benötige ich sogar weitaus mehr Zeit als angekündigt. Da ist einfach nichts dran zu rütteln...
[Und das nächste mal skaliere ich den Kram noch irgendwie...]