Samstag, 23. Februar 2008

Ist Musik Lärm?

Busch würde das klar bejahen, wem klingt nicht „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden“ im Kopf? Aber ob Musik gesundheitsschädlich sein könnte, darüber hat sich jedenfalls Busch in diesem Spruch nicht zu geäußert. Musik ist es aber. Ein Dilemma. Seit ein paar Tagen werden Berufmusiker innerhalb der EU durch eine Richtlinie vor dem Lärm geschützt. Genau, wie es eben jeder Straßenarbeiter schon seit Jahren ist. Das macht aber bei weitem den meisten Musikern keine Freude. Wie gesagt. Es ist ein Dilemma. Denn Schutz ist ja gut und an sich auch nötig, denn beispielsweise können bei einem Wagnerstück die Instrumente mal locker auf 118Dezibel kommen, der berüchtigte Presslufthammer ist da nichts dagegen.. Der Musiker, der also neben der Tuba gerade sitzt oder sie spielt ist also durchaus belastet. Zwar nicht den ganzen Tag, aber schon enorm. In dem Freundeskreis meines Stiefvaters hört man immer wieder vom Schreckgespenst Tinitus oder anderen Hörschäden, die sich vor allem Orchestermusiker zuziehen. Das heißt aber nicht, das man jetzt nicht mehr Mahler und Wagner zu hören bekommt, oder aber nur in Piano, denn die Richtlinien sagen nicht, dass man überhaupt nicht mehr „enormen Lärm“ machen darf, sondern nur eine bestimmt Zeit am Tag. Problem sind also im Leben eines Musikers somit vor allem die Proben und die Art. Einige Musiker tragen tolle Ohrenstöpsel, allerdings verfremden auch diese den Klang, vor allem die Wahrnehmung des eigenen Instruments. Und die Schallwände, die man hin und wieder in Orchestern aufgebaut sieht, machen es in dieser Hinsicht auch nicht besser. Nochmals, ein Dilemma. Denn schließlich probt man, damit man es zum Endprodukt „Meisterstück“ schafft. Ja. Mit starren Regeln kommt man da also wahrscheinlich nicht weiter. Aber durchaus sinnvoll daran zu tüfteln.
(Gedanken hierzu)

Donnerstag, 14. Februar 2008

18

Das Echo eines Lachens, deines. Noch Jahre später habe ich es plötzlich im Wind gehört. Jetzt nur noch Erinnerung. Das erste Mal hörte ich es unter Palmen, dieses körperlose Lachen, kurz darauf holte ich die Krebsnetze ein und sah die malaiische Grenzpolizei auf ihrem Schiff die Strömung nutzen, manch Alligator aufscheuchend. Dabei hatte sie es auf Schmuggler und heimlich Ausreisende abgesehen, die Piraten kamen nur mit der Dunkelheit. Aber dein Lachen kam zu jeder Zeit, immer im leichten Wind, ob in der Menschenmenge der Orchard Road, oder auf der kleinen Insel vor Pulau Ubin, dem Grundstück, welches unseren Freunden enteignet wurde um neues Land zu gewinnen. Ich werde nie wieder zurückkehren, nie mehr auf den Bambusmatten schlafen, die auch du ausgelegt hattest.

Es ist kalt, so kalt, dass du die Ohrenklappen herunter gelassen hast und mich darüber informierst, dass du eine russische Pelzmütze haben möchtest. Von Tierschutz hast du bei aller Liebe zu Tieren noch nicht viel gehört. Mir fällt das erst viele Jahre später auf. Als wir in das Auto steigen machst du zuerst die Heizung an und vergräbst die Hände in das schafspelzummantelte Lenkrad. Deutschland ist einfach zu kalt für dich. Es war ein Zufall, dass du hier gelandet bist, es war eigentlich nur ein Ausflug wegen irgendeiner Fußballmeisterschaft.

„Für welche Mannschaft bist du?“
„Für die die gewinnt.“

Es ging dir gar nicht um die Spiele, es ging dir um die Freunde. M. sagte immer, dass dein Land ja nie mitspiele. Ich denke es ging dir um die Freunde. Sie lasen am morgen zuerst den Sportteil, dann machtest du es eben auch. Du hast dich mit ihnen gefreut, auch wenn es dich an sich nicht interessiert hat.

Genauso die Feiertage. Alle wurden gefeiert, du sahst sie mit Freude. Nicht so kritisch, wie wir heute Muttertag und Valentinstag sehen. Du hast sie gefeiert, weil du diese Kultur ganz begreifen wolltest und die Freude vielleicht besser verstanden hast als ich.
Eine Woche vor jedem Feiertag, sei es Hochzeitstag oder Muttertag, rief deine Schwiegermutter an um dich zu erinnern. Und du hast ihr gedankt. Und du hast die schönsten Schmuckstücke in deiner Schreibtischschublade versteckt, obwohl deine Frau nie so gerne Schmuck hatte wie wir beide.

Dein letztes Geschenk. Es war genau das richtige und genau das falsche. Ähnlich wie bei OHenry. Haarspangen für Haare, die nicht mehr lang sind.
Deine Frau trug immer deine Kette, also ließt du eine ähnliche Kette mit schmaleren Gliedern anfertigen, für einen zierlicheren Hals.
Ein paar Tage nach dem Unfall fand deine Witwe die blaue Samtkassette. Deine Kette trug sie schon.

They're telling me it won't be long
The door is shut
The suits are on
Too bright to be day
To hurt anyway
Still there's no view
No green, no blue

The headlights above
They don't know love
You smile to please
I try to care

You break my heart
you break my heart

I love you here
I love you here

[archive: headlights, auf lights]

Mittwoch, 6. Februar 2008

Ich frage, ihr antwortet (im Idealfall)

So meine Filme mal anders. Ich stelle Fragen und ihr müsste sie beantworten, also ganz einfach. Ich fange mal einfach an. Mal sehen was dabei raus kommt.

1. Welches Instrument spielt Mathilde (Mathilde – Eine große Liebe)?
2. Was steht in dem rosernen Brief, den Don Johnston bekommt(Broken Flowers)?
3. Was sammelt Jonathan (Alles ist erleuchtet)?
4. Was verkauft Yan seinem Rivalen Lau (Infernal Affairs)?
5. Wie lernt Viktor Nina kennen (Lautlos)?
6. Wo findet sich Jack Starks wieder, nachdem man ihn in einen Leichenschrank geschoben hat (The Jacket)?
7. Aus was baut Horus Nikopol sein neues Bein (Imortal. New York. 2095: Die Rückkehr der Götter)?
8. Wovor rettet Gabor Adèle (la fille sur le pont)?
9. Welches Lied wird immer wieder gespielt, vor allem von dem Mädchen im Imbiss (Chungking Express)?
10. Wen glaubt die Dozentin Louise wirklich in Scott vor sich zu haben (P. S. Liebe auf Anfang)?
11. Wer oder was ist der Assistent von Luke Shannon (The Cameraman)?
12. Für welches Buch stirbt der Partner von Cleric John Preston (Equilibrium)?
13. Was ist der rote Faden in allen Episoden von Night on Earth?
14. Inwiefern legt sich Leonard selber rein, damit er eine Begründung hat Teddy zu töten (Memento)?
15. Zu wie vielen Menschen pflegt Trevor Reznik wirklichen Kontakt (Der Maschinist)?
16. Die gleiche Schauspielerin stellt in Alexejs Erinnerung und Gegenwart zwei Personen dar, welche (Der Spiegel)?
17. Was ist Patricia von Beruf, mehr gesagt will sie werden (Außer Atem)?
18. Wie sieht der körperliche Zustand Johnys nach Krieg und Operationen aus (Johny zieht in den Krieg)?
19. Was macht die vier Männer immer wieder zu Rivalen (Kinder des Olymps)?
20. Worauf lässt sich Tod mit Ritter Antonius Blok ein (Das siebente Siegel)
21. Welchen Beruf geht David nach (The Weatherman)?

Casten kann ich auch

Was sjÁlfur kann versuche ich dann auch mal:

BESATZUNG MEINES STERNENKREUZERS


Pilot:
Wieso zum Teufel, fällt mir gerade nur der Pilot aus dem A-Team ein? Ich meine, Fliegen konnte er, aber ansonsten… Und ich weiß auch gar nicht wie der Schauspieler heißt.
Jean Reno: Weil er auch professionell wirkt, wenn eigentlich alles schief läuft. Und er auch die Welt rettet wenn er keine Lust darauf hat. Eine Arbeitseinstellung mit der ich leben kann.

Co-Pilot:
Ethan Hawk, meistens spielt er Rollen die etwas mehr denken. Vielleicht kann er Reno von mancher Tat, wenn schon nicht abhalten, so doch etwas beeinflussen. Ich will nicht andauernd den Maschinisten bemühen müssen das Raumschiff zusammen zu flicken. Ich gehe davon aus, dass wir selten genug Geld haben.

Maschinist:
Judy Dench: Die kann noch mit so alten Maschinen wie der meinen umgehen. Außerdem kann sie Autorität ausdrücken, wenn ich mal Schlafen gehe. Das ärgert zwar die Crew, dass sie meistens das Sagen hat, wird aber meistens akzeptiert. Man will es sich schließlich nicht mit ihr verspielen.

Admiral für den Bordcomputer:
Adrien Brody: Der redet bestimmt mit dem ganzen Kram, aber solange er es zum Laufen bringt darf er machen was er will.

Arzt:
James Stewart: Auch wenn er keine Ahnung haben sollte was er tut, man vertraut sich ihm ohne weiteres an. Und er bringt auch noch ein zusätzliches Crewmitglied dazu. Der nimmt kaum Platz weg, auch wenn er zwei Meter groß und rosa ist.

Diplomat:
Monica Bellucci: Von meiner Seite aus, kann ich nicht glauben, dass irgendein Gesprächspartner nicht genau darauf achtet was ihre Lippen so machen. Und das eine oder andere Wort wird dann auch noch ins Bewusstsein gelangen.

Quartiermeister für Waffen und Ausrüstung:

Adam Baldwin: habt ihr ihn als Jayne gesehen. Er liebt Waffen…

Aufklärer:
Takeshi Kaneshiro: Wehrhaft und, wenn’s auch kaum Nutzen bringt, mal sehr lässig. Und er kann glaubhaft sich die Welt gestalten wie er will. Und sei es, dass seine Haare durch einen Trauerprozess erblonden.
Alexandr Kajdanovsky (Stalker): Er braucht meistens länger um wieder zu uns zu finden, aber er ist nicht unter zu kriegen

Unerlässlicher Bord-Android:
Ich stelle mir gerade so was wie einen Butler vor. Der einzige, der immer Haltung bewahrt. Sir Michael Caine: Der kann einen Butler spielen und dann auch noch ein väterlicher Mentor sein. Und abends sitzt er mit der Maschinistin bei einem Glas Wein zusammen.

Ewig unruhestiftendes Psi-Medium:
Jeremy Brett: Er nennt es detailgenaue Beobachtungsgabe und nüchterne Schlussfolgerung, aber das kann er jemand anderen erzählen. Das mit den Stimmungen kann schon anstrengend sein. Und überall lässt er seinen Krempel rum liegen. Das macht den Bord-Android wahnsinnig.

Bordgeist:
Buster Keaton, seit ein paar Jahrhunderten spricht er nicht mehr. Höchst erschreckend, wenn man in seiner Kabine erwacht und er am Fußende der Koje sitzt und einen mit seinen großen Augen betrachtet.

Schiffskoch:
Jet Li: Wenn er nicht gerade kocht hilft er bei der Kampftruppe aus. Es ist immer wieder schön anzusehen was er mit Gemüse macht.

Kampftrupp/Söldner:
Maggi Chueng: Da steckt mehr Körperbeherrschung in ihr als man meistens vermuten mag.
Vincent Cassel: Der kann Capoera und kann irre gucken.
Lea Mornar: Wer sie in Such mich nicht als Auftragskillerin gesehen hat weiß warum.
Emily Mortimer, weil sie besser damit leben kann als andere. Und nicht einsam ist mit dem was sie tut und ist.
Joachim Król: Wenn man ihn nicht gerade als Viktor kennt scheint es eigentlich abwegig.
Uma Thurman: Ich habe mal gehört die kann da so ne bestimmte Technik…
Alain Delon: Als introvertierter Auftragskiller war er auf alles vorbereitet, selbst sein Tod war für ihn geplant. Dann kann ich auch mit einem Kanarienvogel an Bord leben.
Brigitte Lin: die sieht neben Delons Rolle einfach gut aus. Beide mit ihren Trenchcoats, sie noch mit der albernen roten Sonnenbrille.
Rena Owen: Die übersteht alles.
Tony Leung: Weiß sich auch sonst zu beschäftigen, spricht in Baumlöcher… z.B.
Michelle Pfeifer als Catwoman… ähm…
Christian Bale weiß viel über Angst.
Carry-Ann Moss: Eine perfekte Kriegerin.
Moritz Bleibtreu: Könnte aber auch ein toller Co_Pilot sein...

Venus as a Man

Bei McDonalds, es ist viel los. Wir werden getrennt, weil ein dicker Riese ohne Gesicht mich zur Seite schubst. Der Fanatiker weiß sowieso was ich möchte. Zwei Kinder mit Luftballons rennen an mir vorbei, als ich mich an die Wand mit den HappyMeal-Müllspielzeug lehne. Ich betrachte den Mann hinter der Theke bei seiner Arbeit, ziemlich schnell betrachte ich aber nur noch sein Gesicht.
Er ist schön. Und nicht etwa langweilig schön, er ist von selbst spannend. Man müsste ihn nicht erst befüllen. Seine Augen sind wunderschön, liegen tief, die Lider erregend geformt. Die Nase spannend lang und gebogen. Das Kinn jetzt höflich, aber offensichtlich eigensinnig. Die Lippen schmal, aber nicht schlaff und leicht asymmetrisch. Und sein Haaransatz im Nacken lachhaft, rührend schief in seiner Natürlichkeit.
Ich reiße mich los, nachdem er kurz zu mir blickt. Er denkt sonst ich spinne.
Der Fanatiker und ich gehen, wir haben die Tüte zwischen uns und stehen vor der Ampel.
„Hast du den Mann neben Dir gesehen?“
Er nickt.
„Der war so schön, ich musste aufpassen, damit ich nicht zu unhöflich starre. Ich würde zu gerne Fotos von ihm machen.“
„Er hatte was von Adrien Brody:“
„Ja, genau, das habe ich auch gedacht, nur nicht so extrem.“
Wir beide lachen. Als die Ampel auf Grün schaltet bleibt der Fanatiker stehen und meint, „Los lauf, beeil dich.“
Immer noch lächelnd renne ich zurück und werfe mich fast an die Theke, so dass einige Zuckertüten aus der Kaffeebar fallen.
Der junge Mann ist leicht verwirrt, aber professionell. Er war gerade dabei zu erklären, dass der Gast etwas auf seinen Burger warten muss. Er sieht mich mit leichter Irritation an.
Ich lächele, leicht außer Atem und vor allem über mich selbst.
„Hallo, ich weiß du hast gerade keine Zeit, aber hast du Lust mir Modell zu sitzen? Ich würde gerne ein paar Fotos von dir machen.“
Ich greife nach einem der Zuckerpäckchen und kritzle meine Nummer drauf.
„Ruf bitte an, ich würde mich freuen.“
Ich deute es als gutes Zeichen, dass er das Päckchen in die Brusttasche seines roten Uniform-Polo-Shirts gleiten ließ. Und erstmal den schimpfenden Gast, der nicht mehr länger warten wollte ignorierte.
An der Ampel trinkt der Fanatiker aus seinem Pappbecher.
„Lass uns nach Hause.“

Montag, 4. Februar 2008

Widerstand?

Eigentlich ein alter Hut, aber ich sehe es mir in letzter Zeit doch hin und wieder gerne im Internet an. Ich selber bin erst selten zu Poetry-Slams gegangen, weil ich eben sehr träge sein kann. Und mir die Freundin abhanden gekommen ist, die mich öfter mitgenommen hat. Na ja und einige Abende waren auch grundsätzlich scheiße. Trotzdem hier ein Beweis meiner Zuneigung.
Und somit ein Text, der wahrscheinlich mich selbst auch auffordert, den mit der besseren Stimmung (auch wenn die Qualität grottig ist, aber wenn ihr unbedingt eine bessere Qualität haben wollt, dann nimmt den gleichen Text von dem wdr Poetry Slam, allerdings etwas zahmer). Es gibt aber eine Vielzahl von Texten von ihm und wenn ihr wie ich, eher selten zu Poetry Slams geht, dann kann euch Sebastian 23 vielleicht überzeugen (womöglich nicht nur via Internet, sondern direkt bei euch um die Ecke). Und die anderen denken nur an den alten Hut.


ein und das selbe Wort

Also ich bin keine Trendsetterin, wohl aber wie die meisten ein Mitläufer. Ein Album kommt raus, ein toller Schriftsteller wird ins Deutsche aus dem Suomischen übersetzt, in der Modeindustrie werden nur noch Bleistiftröcke auf den Markt gebracht, also ich bin dabei. Es sei denn es handelt sich um Karottenhosen, Mann, meine Körperform könnte nicht plumper aussehen. Was ich ausdrücken wollte ist die alte Geschichte, man ist „Kind seiner Zeit“, aber es gibt ja mehrere Entwicklungen, z.B. Sprachentwicklungen, die nur bestimmte Gruppen mitmachen. Wenn so ein Begriff nicht ganz groß Karriere macht, bleibt er Subsprache. Manche Begriffe haben regelrecht ein bewegtes Leben. Vom sozialen Fall bis zur Nobelkurtisane bis zur wahren Lady und wieder zurück in die Gosse. Und manche sind wahre Chamäleons. Die stehen auf einmal für etwas ganz anderes. In einer vielleicht Subkultur, zumindest einer, die verdeckt lebt, so von wegen political correctness (keiner weiß mehr was eigentlich für ein Arschloch vor ihm sitzt) versucht man diffamierende Begriffe weiter zu benutzen, darf aber nicht nach außen kehren was man so eigentlich denkt. Also benutzt man einen Code. In Amerika gehen zur Zeit vielen Leuten ein Licht auf. Jedenfalls berichtet davon dieser (nach diesem zitiert) und dieser Link. Oftmals wurden in ihren Umkreisen der Begriff „Kanadier“ eingebracht, ohne dass er recht passen wollte. Jetzt nach einem öffentlich gewordenen Brief eines Juristen kommt man der Sache vielleicht näher. Der Begriff „Kanadier“ wird sozusagen als „rassistischer Geheimcode“ benutzt. Soweit ich verstanden habe allerdings nur für die afroamerikanische Bevölkerung. Der Jurist gratuliert einem Ankläger zu seinem Prozesssieg, weil er einige „mitleidige Kanadier“ auf den richtigen Weg geführt habe. Da allerdings auf der Geschworenenbank in Amerika keine Kanadier sitzen dürfen fing man an zu grübeln.
Und siehe da, auf vielen amerikanischen Blogs fallen Leuten auf, dass es da mehrere solcher Situationen gab. Warum allerdings gerade der Begriff „Kanadier“ ausgewählt wurde, ist noch nicht so klar. Vielleicht weil sie als liberaler gelten oder… tja, aber wenn’s nicht so traurig wäre, wäre es lustig.
Und was gibt es bei uns so?

Sonntag, 3. Februar 2008

Der Riese und die Erinnerung

Manches vom matten Grün war noch von einzelnen Schneeflecken bedeckt und die beiden saßen auf seiner riesigen Wachsjacke unter einem kahlen Baum. Er hatte seinen mächtigen Arm um sie gelegt, damit sie nicht von der Jacke auf den moosigen, voll gesogenen Rasen rutschte. Kurz hatte sie die Augen geschlossen, als sie tief einatmete und ihm sagte, „Du riechst nach Schafswolle. Ich würde diesen Geruch immer wieder erkennen.“
Und dann strich sie über seinen Zopfmusterpullover.
„Außer dem Scheren habe ich schon so ziemlich alles mit Schafswolle gemacht. Das Waschen ist das ekligste, sie ist wirklich dreckig und danach kriegst Du das ganze Schafsfett nicht mehr von Dir runter. Und dann riechst du nicht nur nach Schaf sondern stinkst. Am liebsten habe ich immer Gesponnen, da ist nicht viel Aufmerksamkeit gefragt, nur Gefühl und Rhythmus.“
Während sie weiter erzählte blickte er auf sie von weit oben herab. Er sah ihren unregelmäßigen Scheitel und das feine Haar, welches genau die gleiche Farbe hatte wie das schwache Sonnenlicht. Es war sanft.
In Gedanken sagte er zu ihr: ‚Wenn Du mich verlässt, dann schenke mir zum Abschied einen Unterrock von Dir. Ich könnte es nicht ertragen nichts von Dir zu haben. Ich möchte etwas was nur Dir gehören kann. Was nicht in meinen Besitz übergehen kann, in meinen Nutzen. Ich will immer wissen können, dass es dich gegeben hat.’
Dann schwiegen sie und er wischte sich nur einmal einen Tropfen von der Nase, der bei einem leichten Windzug vom Baum über ihnen gefallen war.
„Sollen wir über das Wetter reden?“
„Nicht nötig, das Schweigen ist nicht unangenehm.“
„Stimmt, ich bin froh, dass Du mich an der Kasse angesprochen hast.“
„Du hast Kakao im Tetrapack gekauft“, erklärte er sich. Sie lachte.
Es ist wie früher auf dem Pausenhof, entweder Kakao oder Vanillemilch. 30 Pfennig das Kakaopäckchen und 50 Pfennig die Vanillemilch, im Winter wurden sie erwärmt.
„Was hast du gemacht, in dem Jahr, als ich Spinnen und Weben lernte?“
Er überlegte und schließlich: „Ich war Richard-Ashcroft-Double.“
Sie blickte zu ihm auf, „Richard Ashcroft ist aber nicht so groß.“
„Ja, ich wurde auch nur zweimal eingesetzt. In dem einen Video, ich habe eine riesige, hässliche weiße Sonnenbrille auf. Weil ich angeblich nicht seinen Blick habe.“
„Zeig mal!“
„Wie?“
„Guck mal und tue so, als wärest du Ashcroft.“
Er setzte sich cool hin und stützte seine Handgelenke lässig auf die angewinkelten Beine. Sie stand dabei auf und guckte von der Seite, dann kniete sie sich zwischen seine Beine und guckte ihn direkt in das Gesicht, skeptisch.
„Ja, ich sehe das Problem.“
„Was denn?“
„Du hast zu liebe Augen, da fehlt irgendwie die Aggressivität.“
„Ich hoffte das durch eine Lederjacke auszugleichen...?“
„Nein“, meinte sie dann nur entschieden.
„Du hast keine rissige Hornhaut auf der Seele und du bist etwa doppelt zu groß.“
Er zog sie in seine schafswollene Umarmung und drückte sein Gesicht in ihr Haar. Er fühlte ihr Lachen an seiner Schulter, dann legte sie ihre Hände auf seine Schulter, strich wieder über das Zopfmuster. Spielte alsbald mit seinem Ohr, strich über die Rundung, die von dem braunen Locken verdeckt wurde und befühlte die weichte Haut des Ohrläppchens.
„Als Kind trug meine Mutter immer Perlenstecker. Wenn sie mich umarmte spielte ich daran. Sie ließ es nie lange zu.“

Freitag, 1. Februar 2008

Der Mensch dreht sich im Kreis, oder aber rennt, oder aber alles zieht an ihm vorbei

Eins um andere Mal passiert etwas. Ich schaffe es gerade mich umzuwenden um der Gelegenheit nachzusehen mal mich wieder hier zu melden. Wusch, da passiert schon das nächste. Ein Baum wird vor der Haustür gefällt und nahezu wäre ich von ihm erschlagen worden, zumindest in Gedanken, dann passiert ja doch das ein oder andere Großerschlagende gleich hintendrein und meine Gedanken überschlagen sich dann auch noch. Höchst genialische Sätze formen sich in meinen Kopf, die ich alle hätte schreiben sollen. Ja, ich hätte mit diesen Sätzen Preise abräumen können, aber im nächsten Moment stehe ich auch schon vor einem Supermarktregal und überlege was ich eigentlich zum Teufel da eigentlich mache. Dann fällt mit mitten im Greifen nach dem Tee meine neuste Filmentdeckung auf, nur um dann wieder von irgendwelchen Nachrichten überdeckt zu werden. Gestorben wird in diesem Jahr also auch, den Norovirus haben nicht nur Austern, Rinder, Schweine und Mäuse, Preise steigen stetig, einer Bank fällt mal etwas auf, gewählt wird auch überall und die Aufstände danach sind auch nicht zu verachten. Ich habe gehört in Hessen... oder Kenia… oder so… ja genau.
Ach ja, und so manches läuft auch… manches auch mächtig schief. Und sonst eben eine Polyphonie von Ereignissen…

„Pekisch hatte zu diesem Anlass einen Marsch für kleines Orchester und Glockenturm komponiert, der alles andere als klar geriet, denn er war aus der Kreuzung von drei verschiedenen Volksliedern entstanden […].
>>Nur eine Melodie wäre angesichts der Bedeutung der Zeremonie natürlich nicht ausreichend<<, hatte er erklärt.“ [1]


Ja, also weiter so.

______________
[1] Baricco, Alessandro: Land aus Glas, aus dem Italienischen von Karin Krieger. München: DTV 2006, S.111.

Das kleinste Übel war der Pirouetten-Schmerz im Kopf, den konnte man betäuben. Erinnerungen nicht, die nicht.

"Doch angesichts dieses gefallenen Vogels ahnte ich bloß, dass ein leichter Windzug enorme Kräfte entwickeln kann", stellte Brandy Alexander schokoladensüß neben mir fest.
Ich nickte nur, leckte an ihm mit meiner Zunge, was die anderen in der Bar durchaus wahrnahmen. Ich prostete John Lennon zu und zog Brandy Alexander noch ein Stück näher zu mir. Obsessionen teile ich nicht, erst recht nicht mit Leuten die tot sind, total tot. Ich bin neidisch auf Menschen die schlafen.
Die muskatnussfarbenen Sommersprossen strahlten wie Sterne, als Brandy Alexander langsam sich vor mir zu drehen begann und sang, er sang schön, weich. Weich im Abgang, ganz ohne Schärfe. Er sang: „Tod ist ein langer Schlaf, Schlaf ist ein kurzer, kurzer Tod…“
Ganz klar, seine Stimme berauschte mich. Ich hielt mich am Tresen fest. Ich hielt mich am Tresen fest, fest mit meinen Fingern, deren Nägel ich heute, am frühen Abend, die Sonne schien noch, lackiert hatte. Ich musste nur einen Finger nach lackieren. Ich lächelte dem Barkeeper zu. Er stellte mir eine frische Schüssel mit Erdnüssen hin. Oh, er hatte meine Nägel bemerkt, auch ihm gefiel die Farbe.
„Sicher, die Farbe steht dir außerordentlich, würde Princess Mary sicherlich nicht stehen. Glaube mir. Ich habe sie kennen gelernt, sie trug weiß. Ich hatte noch keine Sommersprossen“, er seufzte. Und begann wieder von seiner wahren Leidenschaft zu berichten. Der theoretischen Physik im praktischen Gebrauch.
„Alles begann damit, dass der Vogel in einem doch recht unauffälligen Winkel fiel, also nachdem er gegen das Fenster flog. Ja, damals gab es noch nicht diese hässlichen Raubvögelaufkleber. Ich bin mir ganz sicher, dass die auch daran schuld sind, dass die Moderne Architektur heute einfach nur noch widerlich aussieht!“
Er hatte diese bestimmte Art, Schärfe in seinen sahnigen Worten zu transportieren. Manchmal vergaß er meinen Namen, es lag an mir. Es lag schon immer an mir. Aber anders als Honybee durfte ich ihn immer schmecken, ihn immer mit der Zunge streicheln. Immer.
Immer wieder rutschte mir einer der Träger von der Schulter.
Ich hasste jetzt schon das Morgen, das Morgen an dem mir klar wurde, dass ich nicht alles behalten konnte von dem was mir Brandy Alexander erzählte hatte. Dass es mir peinlich sein würde, weil ich mich nachher noch zu Lennon beugen würde, ihm über den Arm streicheln würde und ihm sagen würde, dass mir das alles so leid tat, das alles, was man mit einem fahrigen Armschlag umreißen kann. Eben genau das.
„Höre mir doch zu!“
Gehorchend fixierte ich ihn wieder.
„Was ist schon ein Vogel ohne das Wohin zum Fliegen?“
„Bist du sicher, dass das Physik ist?“

Samstag, 26. Januar 2008

Pah, Kinderabteilung

S, ein etwas klein geratener, blonder Junge. Mit einem Herz wie Findus, mit Angst darin, die keine Wetterhexe ertragen könnte, mit begnadeten, zu groß geraten, wie an Welpen schlackernde, Trompetenhänden, deren Fingernägel meist vor Dreck starren. Mit S. also in der Kinderabteilung. Er erzählt mit einem Blick, ich höre zu und lasse meine Hand über weiche Stoffe gleiten. Ohne Rosa wird die Auswahl kleiner. Etwas davon schleife ich hinter mir her in die Umkleide, S. folgt mir vor den Vorhang. Er setzt sich auf einen Schemel und holt seufzend aus seinem Rucksack seinen Musikordner. Durch den Spalt im Vorhang raunt er mir zu, dass er diesen sortieren solle, mit Register. Bei jedem Kleidungsstück sagt er mir einen Titel und ich rate zu der Stelle im Register. Erst bei Azad feat. Adel Tawil: Ich glaub’ an dich, reiße ich den Vorhang auf.
- „Ihr singt WAS im Chor?“
- „Äh Ai Hua…“
- „Wie führt man so was als Chor auf?“
- „Äh, Ai Hua…“
- „Das ist kitschig wie nichts Gutes…“
- „Äh du…“
- „…also derbe schlecht!!!“
- er schluckt etwas: „Das Oberteil…, also das passt zur Hose.“ Er zeigt auf den BH, den auch alle anderen im Laden anstarren.

An der Kasse deutet die Verkäuferin auf die Strickjacke mit Sternen darauf und meint: „Die ist aber schon eher für Mädchen.
Ich lächle sie breit an und streiche S. die Haare aus der Stirn: „Ja, S. ist sich noch nicht sicher, heute dies morgen das.“
Ich verdrehe die Augen. „Die Jugend, so unbeständig…“
Ich rausche mit meinem Pflegebruder aus dem Laden.

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Autor für ein Jahr oder wie ich imaginär Papier verhunze

Vielleicht sollte ich mir das zu Herzen nehmen, zumindest mir es mal ab Januar mal angucken. Bevor es was so mit „kreativem Schreiben“ ist, da bewahr mich vor… wer auch immer.
Aber an sich irgendwie interessant, dass es werbewirksam ist, ein Buch –Ein Roman in einem Jahr- ein paar Monate vorher online frei zugänglich zu veröffentlichen um es dann in Buchform später erst auf den Markt zu bringen. Aber der Verlag wird schon wissen was er macht (oder auch nicht). Zusätzlich kann man außer dem Downloaden auch noch an Übungen teilnehmen, die zu den einzelnen Kapiteln im Internet angeboten werden. Wird bestimmt ganz großartig und ich werde zum Bestsellerautor… sicher.

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erphschwester - 11. Apr, 01:27
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Da wird es bestimmt in nicht all zu ferner Zukunft...
AiHua - 1. Mär, 00:29
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Lange Zeit hatte ich Angst, dass ich eine verschrobene...
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Und die Wegführung...
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Nach dem Datum zu schließen kann man als Abonoment...
NeonWilderness - 16. Feb, 13:22

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